
Brüssel/Pristina/Belgrad Die Nato ist besorgt wegen Plänen der Regierung im Kosovo, eine eigene Armee aufzustellen. „Dieser Schritt kommt zur Unzeit“, erklärte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch nach einem Treffen der Nato-Außenminister in Brüssel. „Er ist wider den guten Rat vieler Nato-Partner. Und er kann schwere Erschütterungen für die künftige euro-atlantische Integration des Kosovos mit sich bringen.“
Das heute fast nurmehr von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 von Serbien abgespalten. Belgrad erkennt seine ehemalige Südprovinz nicht als eigenen Staat an. Für die Sicherheit im Kosovo sorgen derzeit die Nato-geführte internationale Schutztruppe KFOR sowie die leicht bewaffneten heimischen Kosovo-Sicherheitskräfte (KSF).
Am 14. Dezember will die Führung in Pristina per Parlamentsbeschluss die KSF in eine neue Kosovo-Armee umwandeln. Der Schritt ist umstritten. So gesteht die UN-Sicherheitsratsresolution 1244 aus dem Jahr 1999, die bis heute Geltung für den Umgang mit dem Kosovo hat, dem kleinen Balkanland nur leicht bewaffnete Sicherheitskräfte, aber keine eigene Armee zu.
In Belgrad glaubt man wiederum in den kosovarischen Militarisierungsplänen die Absicht zu erkennen, die serbische Minderheit gewaltsam aus dem Kosovo zu vertreiben. Dies werde man aber niemals zulassen, erklärte die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabic am Mittwoch in Belgrad. „Ich hoffe, dass wir nie unsere Streitkräfte einsetzen müssen, aber im Augenblick liegt diese Option auf dem Tisch“, sagte Brnabic vor Journalisten.
Der kosovarische Vize-Ministerpräsident Enver Hoxhaj wandte sich nachdrücklich gegen ein Säbelrasseln Belgrads. „Diese Drohungen sind verzweifelte Aktionen, um den Westbalkan zu destabilisieren“, teilte er über Twitter mit. „Die Umwandlung der KSF in die Streitkräfte eines künftigen Nato-Mitglieds wird nur Frieden und Stabilität garantieren.“