Missbrauchsvorwürfe Trump heizt die Debatte um MeToo-Bewegung an

US-Präsident Trump stellt sich schützend vor Männer, denen Missbrauch vorgeworfen wird. Das ist nicht das erste Mal.

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New York Im Skandal um Missbrauchsvorwürfe gegen zwei Trump-Mitarbeiter hat sich der US-Präsident auf die Seite der Männer geschlagen. Trump klagte am Samstag, dass solche Vorwürfe – ob wahr oder unwahr - das Leben der Beschuldigten zerstören.

An seine knapp 50 Millionen Follower gerichtet, lamentierte er: „Das Leben von Menschen wird durch eine bloße Anschuldigung zertrümmert und zerstört. Manche sind wahr und manche sind falsch. Es gibt keine Rettung für jemanden, der falsch beschuldigt worden ist - Leben und Karriere sind vorbei. Gibt es so etwas wie ein rechtsstaatliches Verfahren nicht mehr?“ Das Leid der Opfer sprach er dabei nicht an.

Obwohl Trump nicht explizit sagte, auf wen er sich bezieht, folgt der Tweet auf das Ausscheiden seiner zwei Mitarbeiter, denen häusliche Gewalt vorgeworfen wird. Am Mittwoch trat Rob Porter, ein ranghoher Stabssekretär zurück. Ein Bericht enthüllte, dass er seine zwei Ex-Frauen und eine Ex-Freundin misshandelt haben soll. Nur zwei Tage später räumte auch Redenschreiber David Sorensen seinen Posten, nachdem ihn seine Ex-Frau beschuldigt hatte, sie während ihrer Ehe physisch und psychisch misshandelt zu haben. Beide Männer bestreiten die Vorwürfe.

Trump steckte harsche Kritik für seine Äußerungen ein. Der demokratische Senator Patrick Leahy drückte seine Unterstützung für die Opfer aus. „Als ehemaliger Staatsanwalt bin ich beeindruckt von der Tapferkeit, die die Opfer zeigen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ihr Leben ist für immer verändert. Ein Rechtsverfahren ist entscheidend, aber es kann kein Vorwand sein, um Frauen nicht zu glauben. Wir müssen keine Fotos von blauen Flecken sehen, um das zu wissen.“

Auch die Demokratin Jackie Speier aus Kalifornien kommentierte Trumps Äußerungen: „Offenbar ist sein Motto, wenn sie auf ein niedriges Niveau sinken, dann sinkt er noch tiefer.“

In einer Zeit, in der die #MeToo-Bewegung Fälle von sexueller Belästigung und Übergriffe auf Frauen am Arbeitsplatz und darüber hinaus an die Öffentlichkeit bringt, zeigt Trumps Kommentar, dass er Männer, denen Missbrauch vorgeworfen wird, unterstützt. Seine schützende Hand streckt er dabei nicht zum ersten Mal aus.

Der Präsident unterstützte den umstrittenen Republikaner Roy Moore im Senatsrennen in Alabama im Jahr 2017, obwohl dieser Minderjährige sexuell belästigt haben soll. Trump verteidigte auch den ehemaligen Fox-News-Moderator Bill O'Reilly, der wegen sexueller Belästigung seinen Job verlor.

Mehr als ein Dutzend Frauen werfen auch dem Präsidenten selbst sexuelle Belästigung vor. Trump bezeichnete die Frauen als Lügnerinnen und drohte während des Wahlkampfs an, sie alle zu verklagen.

In seinem Tweet fordert der Republikaner ein rechtsstaatliches Verfahren. Doch seine Vergangenheit zeigt, dass er nicht immer ein ehrenhafter Justiz-Verfechter war. Im Jahr 1989 platzierte Trump ganzseitige Anzeigen in New Yorker Tageszeitungen. Darin forderte er die Todesstrafe für schwarze und lateinamerikanische Teenager, die eine weiße Frau im Central Park vergewaltigt haben sollen. Die sogenannten „Central Park Five“ wurden allerdings später durch DNA-Beweise entlastet.

Trump stellte auch wiederholt die Gültigkeit der Geburtsurkunde des ehemaligen Präsidenten Barack Obama in Frage, obwohl es keine glaubwürdigen Beweise gibt, die widerlegen könnten, dass Obama in Hawaii geboren wurde.

Zudem bezeichnete Trump die Untersuchung über eine mögliche russische Wahlbeeinflussung mehrmals als Hexenjagd, die von den Demokraten gezielt gegen ihn geführt werde. Am Samstag schrieb er: „Ich hoffe, dass die Leute jetzt verstehen, was hier vor sich geht. Alles fängt jetzt an, herauszukommen – trocknet den Sumpf aus!“

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