Mordprozess Khashoggi-Verlobte fordert bei Prozess gegen Saudis gerechte Strafe

In der Türkei hat der Prozess im Fall des Mordes an dem Journalisten Jamal Khashoggi beginnen. Die Angeklagten aus Saudi-Arabien sind jedoch nicht vor Ort.

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Die Verlobte des ermordeten Journalisten Jamal Khashoggi war beim Prozessauftakt dabei. Quelle: AP

Fast zwei Jahre nach dem Tod des Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul hat in der Türkei ein Mordprozess gegen mehrere saudische Verdächtige begonnen. Khashoggis Verlobte Hatice Cengiz forderte am Freitag vor Gericht, dass alle Verantwortlichen für den Mord zur Rechenschaft gezogen werden müssten. Allerdings läuft der Prozess gegen 20 Saudis in der Türkei in Abwesenheit der Angeklagten und Saudi-Arabien hat eine Auslieferung abgelehnt.

In Saudi-Arabien selbst waren einige von ihnen bereits zuvor verurteilt worden. Doch das Verfahren dort lief hinter geschlossenen Türen ab und viele Beobachter werteten es als Versuch des Kronprinzen Mohammed, die Affäre hinter sich zu lassen. Er war selbst unter Verdacht geraten, den Auftrag zum Mord an Khashoggi gegeben zu haben, der ihn in seinen Kolumnen in der „Washington Post“ kritisiert hatte.

Angeklagt hat die türkische Staatsanwaltschaft zwei frühere Berater Mohammeds und 18 weitere saudische Staatsbürger. Sie fordert eine lebenslange Haftstrafe für die Angeklagten. Von den elf Angeklagten in Saudi-Arabien wurden im Dezember fünf zum Tode verurteilt. Während des muslimischen Fastenmonats Ramadan teilte der Sohn von Khashoggi aber mit, dass die Familie den Mördern vergeben habe, wodurch die Todesstrafe aufgehoben werden kann.

Mit Spannung wurde erwartet, ob auch neue Beweise zum Mord an Khashoggi ans Tageslicht kommen würden, unter anderem wo seine Leiche abgeblieben ist. Khashoggi war am 2. Oktober 2018 in das Konsulat gegangen, weil er Dokumente für seine Heirat mit Cengiz abholen wollte. Dort wartete Ermittlern zufolge ein Team aus 15 saudischen Agenten auf ihn, er kam nicht mehr heraus.

Durch „Verrat und Täuschung“ sei ihr Verlobter in das Konsulat gelockt worden, während sie vor der Tür vergeblich auf ihn wartete, sagte Cengiz nach einem Bericht der privaten Nachrichtenagentur DHA bei ihrer Zeugenaussage. Dem Bericht zufolge wurde der Prozess im Anschluss auf den 24. November vertagt.

Nach türkischen Behördenangaben wurde Khashoggi ermordet und seine Leiche dann mit einer Säge zerstückelt. Die Türkei hatte das Konsulat offenbar verwanzt. Angebliche Audioaufnahmen des Mordes wurden unter anderem an den US-Auslandsgeheimdienst CIA weitergegeben.

Nachdem Saudi-Arabien zunächst unterschiedliche Angaben zum Verschwinden Khashoggis gemacht hatte, räumte es schließlich ein, er sei bei einer aus dem Ruder gelaufenen Geheimdienstaktion getötet worden.

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