Mossul Sieg im Irak könnte Europas Sicherheit bedrohen

Als würden die Kämpfer darauf hören: Hilfsorganisationen fordern Rücksicht auf Zivilisten. Und EU-Kommissar King befürchtet, dass IS-Kämpfer nach einer Niederlage in Europa einsickern könnten.

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Die gefährlichsten Krisengebiete der Welt
Syrien und IrakIn den Konflikten in Syrien und im Irak gehört die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu den stärksten Kriegsparteien. Sie beherrscht in beiden Ländern große Gebiete, in denen sie ein „Kalifat“ errichtet hat. Im syrischen Bürgerkrieg bekämpfen sich zudem das Regime und seine Gegner. Die Armee ist mit starker Hilfe von Kämpfern aus dem Iran, von der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah sowie von der russischen Luftwaffe auf dem Vormarsch. Die moderate Opposition wird vom Westen unterstützt. Quelle: AP
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Spratly-Inseln im Südchinesischen Meer Quelle: dpa
Nordkorea Quelle: dpa
Afghanistan Quelle: dpa

Angesichts der Großoffensive zur Rückeroberung der irakischen Stadt Mossul aus den Händen der Terrormiliz Islamischer Staat warnt EU-Sicherheitskommissar Julian King vor möglichen negativen Folgen für die Sicherheit in Europa. „Die Rückeroberung der nordirakischen IS-Hochburg Mossul kann dazu führen, dass gewaltbereite IS-Kämpfer nach Europa zurückkommen“, sagte King der „Welt“ (Dienstag). Das sei eine sehr ernste Bedrohung. Allerdings gehe er nicht von einem „Massenexodus von IS-Kämpfern nach Europa“ aus. Wichtig sei jetzt, durch geeignete Maßnahmen Terroristen immer weniger Handlungsmöglichkeiten zu geben und „insgesamt unsere Widerstandsfähigkeit gegen die terroristische Bedrohung zu erhöhen.“

Die Konfliktparteien wurden unterdessen aufgerufen, die in der Stadt lebenden Zivilisten möglichst zu schonen. Das fordert das Komitee vom Internationalen Roten Kreuz (IKRK) und Roten Halbmond in Genf. „Es ist besonders wichtig, die Gesundheitseinrichtungen und deren Personal zu schützen“, teilte das IKRK am Montagabend mit. Das Rote Kreuz stehe bereit, den bis zu einer Million Flüchtlingen in den nächsten Tagen und Wochen beizustehen. Alle Konflikt-Parteien müssten ihr Möglichstes tun, um sicherzugehen, dass ihre Ziele rein militärischer Natur seien. Allen Bewohnern, die aus der Stadt fliehen wollten, sollte ein sicherer Korridor zur Verfügung stehen, forderte das IKRK.

Ein Militärbündnis unter Führung der irakischen Armee hat am Montag eine Offensive auf die nordirakische Stadt begonnen, um die IS-Kämpfer aus ihrem wichtigsten Stützpunkt zu vertreiben. Der IS hatte die Millionenstadt Mossul im Juni 2014 vollständig unter seine Kontrolle gebracht. Die seit Monaten vorbereitete Großoffensive zur Rückeroberung der Stadt ist die entscheidende Phase im Kampf gegen die Extremisten. Nach Medienberichten sollen 30 000 Mann der Allianz 4000 IS-Kämpfern gegenüberstehen. Irakische Streitkräfte und kurdische Peschmerga eroberten am ersten Tag nach Angaben von Kurden-Präsident Massud Barsani ein Gebiet von rund 200 Quadratkilometern.

Schiiten und Sunniten

Sollte die Offensive gegen die letzte IS-Bastion im Land erfolgreich verlaufen, wären die Dschihadisten im Irak militärisch weitestgehend besiegt. Amnesty International wiederum warnte vor schweren Menschenrechtsverletzungen gegen Flüchtlinge aus Mossul. Tausende Zivilisten, die bereits aus Gebieten unter IS-Kontrolle fliehen konnten, seien Opfer von Folter, willkürlicher Inhaftierung, Verschwindenlassen und außergerichtlichen Hinrichtungen geworden, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation, der auf Gesprächen unter anderem mit ehemaligen Gefangenen und Augenzeugen basiert.

„Nachdem sie den Schrecken des Krieges und der Tyrannei des IS entkommen sind, drohen sunnitischen Arabern im Irak brutale Vergeltungsschläge durch (vornehmlich schiitische) Milizen und Regierungstruppen. Sie werden für die Verbrechen des IS bestraft“, sagte Philip Luther, Experte für die Region Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International.

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