Rangun Amnesty International wirft der Armee und bewaffneten Gruppen in Myanmar schwere Menschenrechtsverstöße im Umgang mit ethnischen Minderheiten vor - bis hin zu „Kriegsverbrechen“. Die Menschenrechtsorganisation veröffentlichte am Mittwoch dazu einen neuen Bericht. Demnach sind Volksgruppen wie die Rohingya im Norden des südostasiatischen Landes (ehemals Birma) unter anderem Folter, außergerichtlichen Hinrichtungen und Entführungen ausgesetzt.
Myanmar steht wegen des Vorgehens gegen Minderheiten - insbesondere gegen die Rohingya, eine muslimische Gruppe – international seit längerer Zeit in der Kritik. In dem Land hatte über Jahrzehnte hinweg das Militär geherrscht. Erst in den vergangenen Jahren hatte es sich wieder geöffnet. Seit vergangenem Jahr wird die Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung Sang Suu Kyi geführt. Das Militär besetzt aber immer noch mehrere Schlüsselposten.
Die Asien-Expertin von Amnesty Deutschland, Anika Becher, sagte: „Im Norden Myanmars gerät die Zivilbevölkerung zwischen die Fronten von Armee und bewaffneten Gruppen: Die Armee nimmt wahllos Dörfer unter Beschuss. In einigen Fällen handelt es sich nach unserer Einschätzung um Kriegsverbrechen.“ Nach Schätzungen sind bis zu einer Million Menschen auf der Flucht.
Der Bericht trägt den Titel „All The Civilians Suffer“ („Alle Zivilisten leiden“). Dazu hatten Amnesty-Mitarbeiter zwischen März und Mai nach eigenen Angaben mehr als 140 Interviews mit Betroffenen, Augenzeugen, Menschenrechtsverteidigern und Vertretern humanitärer Organisationen geführt.