Nach Ausreisesperre Türkischstämmiger Soziologe Garip ist zurück in Deutschland

Zwei Jahre durfte der Kölner Soziologe Sharo Garip die Türkei nicht verlassen – er sprach von einem „Freiluftgefängnis“. Nun hat er wieder deutschen Boden unter den Füßen. Er landete am Mittwoch in Düsseldorf.

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Der deutsche Soziologe kam am Mittwoch am Düsseldorfer Flughafen an. Quelle: dpa

Istanbul/Düsseldorf Nach Aufhebung seiner Ausreisesperre in der Türkei ist der deutsche Soziologe Sharo Garip am Mittwoch nach Deutschland zurückgekehrt. Der 51-Jährige landete am späten Nachmittag mit einem Flug aus Istanbul in Düsseldorf. Ein Gericht in Istanbul hatte am 19. Dezember das gegen ihn Anfang 2016 verhängte Ausreiseverbot aufgehoben. Das Verfahren wegen Terrorpropaganda wird aber fortgesetzt.

„Ich habe meine Hoffnung nie verloren“, sagte Garip nach seiner Landung in Düsseldorf. Die zurückliegende Zeit sei ziemlich schwer für ihn gewesen. „Ich war mit Wohnungslosigkeit konfrontiert, mit Zukunftslosigkeit und Arbeitslosigkeit. Das alles ist auch eine strukturelle Gewalt. Es war ziemlich hart für mich, alles durchzuhalten“, schilderte er seine Situation in der Türkei. Als erstes wolle er nach seiner Rückkehr in Deutschland Freunde, Bekannte oder Leute treffen, die ihn unterstützt haben. Er habe großartige Unterstützung bekommen.

Für Garip endete mit der Entscheidung des Gerichts ein fast zwei Jahre währender Alptraum. Im Januar 2016 hatte der Kölner als einer von mehr als 1000 meist türkischen Akademikern einen Appell unterschrieben, in dem das harte Vorgehen der Regierung in den Kurdengebieten im Südosten des Landes kritisiert wurde. Er gehört zu zahlreichen Wissenschaftlern, die deswegen angeklagt wurden.

Garip hatte damals einen Lehrauftrag im osttürkischen Van, den er wegen der Petition verlor. Die Staatsanwaltschaft verhängte außerdem eine Ausreisesperre gegen den Akademiker, der ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt.

Mitte Dezember war bereits die deutsche Journalistin Mesale Tolu aus der Untersuchungshaft in Istanbul entlassen worden, Ende Oktober der deutsche Menschenrechtler Peter Steudtner. Immer noch sind aber nach Einschätzung der Bundesregierung mindestens acht Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei hinter Gittern, darunter der „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel. Die Familien der anderen sieben Betroffenen wünschen keine Öffentlichkeit.

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