Nach Brexit-Votum Britischer EU-Spitzenbeamter bleibt für Monate ohne Arbeit

Die Entscheidung der Briten, aus der Europäischen Union auszusteigen, hat Folgen: Der britische Einfluss in Brüssel schrumpft. Monatelang wird London keinen Vertreter in der EU-Kommission haben.

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Nach dem Rücktritt des britischen Kommissars Jonathan Hill infolge des Brexit-Votums wird ein neuer britischer EU-Kommissar wohl nicht vor Ende September sein Amt aufnehmen. Quelle: dpa

Brüssel Der einflussreichste EU-Spitzenjob für einen Briten in Brüssel bleibt als Folge der Brexit-Entscheidung monatelang unbesetzt. Ein neuer britischer EU-Kommissar werde kaum vor Ende September sein Amt aufnehmen können, sagte eine Sprecherin des Europäischen Parlaments (EP) am Montag. Die wochenlange Prozedur der Anhörung im Parlament dürfte erst nach der Sommerpause beginnen. Der bisherige britische Kommissar Jonathan Hill war nach dem Brexit-Votum zurückgetreten. Sein möglicher Nachfolger Julian King stellte sich Montag bei EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker vor.

Juncker will „Ende des Monats“ entscheiden, welche Aufgaben King in der Brüsseler Behörde übernehmen soll, sagte ein Kommissionssprecher nach dem einstündigen Treffen in Brüssel. Es gilt als ausgeschlossen, dass King direkt Hills Posten als Finanzmarkt-Kommissar übernehmen wird. Dieses Gebiet hat Juncker schon seinem Vize, dem für den Euro zuständigen Kommissar Valdis Dombrovskis, übertragen. Dass King womöglich ein Kommissionsmitglied ohne feste Aufgaben wird, schloss der Sprecher jedoch auch weitgehend aus.

Auf seinem Twitter-Account hatte King sich in der vergangenen Woche ausschließlich zu Sportereignissen geäußert. In den Tagen nach der Brexit-Entscheidung versuchte der Brite – bisher Botschafter in Frankreich – seine Landsleute dort zu beruhigen: Der Austrittsprozess werde nicht Wochen oder Monate sondern Jahre dauern – und so lange werde sich an ihrem Aufenthaltsstatus, ihren Rentenzahlungen oder Reisemöglichkeiten nichts ändern, sagte King in einer Videobotschaft: „Die britische Regierung arbeitet hart daran, den bestmöglichen Deal für Großbritannien zu erreichen.“

Nun werden aber Wochen vergehen, bis King darüber auch innerhalb der EU-Kommission mitreden kann – wenn er nicht, wie der britische Noch-Premier David Cameron nach dem jüngsten EU-Gipfel, bei entscheidenden Besprechungen draußen bleiben muss. Erst müsse London den Kandidaten offiziell benennen, sagte EP-Sprecherin Marjory Van den Broeke. Dann müsse Juncker ihm ein Portfolio zuteilen. Danach beginne die Prozedur der Anhörungen, die insgesamt vier bis sechs Wochen dauern dürfte. Mehrfach haben der Kommissionspräsident und/oder die Mitgliedstaaten in der Vergangenheit auch schon ihre Kandidaten ersetzt, weil diese im EP durchzufallen drohten.

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