Nach dem Helsinki-Treffen Russische Politik und Medien werten Gipfel mit Trump als Sieg für Putin

In der Heimat wird US-Präsident Trump medial regelrecht zerrissen. Seinem russischen Amtskollegen geht es da anders: Zuhause wird Putin gefeiert.

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Moskau Russische Politiker und Medien haben das Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump in Helsinki als Sieg für Staatschef Wladimir Putin gefeiert. „Der Versuch des Westens, Russland zu isolieren, ist gescheitert“, lautete am Dienstag die Schlagzeile der staatlichen Zeitung „Rossijskaja Gaseta“.

Putin erntete damit zu Hause ganz andere Reaktionen als Trump, der sich scharfer Kritik selbst aus den eigenen republikanischen Reihen ausgesetzt sieht. So werfen Kongressabgeordnete beider Parteien Trump vor, er habe sich nicht ausreichend gegen Einmischungen Russlands in den US-Wahlkampf verwahrt und so Schwäche gezeigt.

Zwar registrierten auch russische Politiker und Medien, dass der Gipfel am Montag keinen Durchbruch bei drängenden Fragen wie dem Bürgerkrieg in Syrien, der Ukraine-Krise und der Rüstungskontrolle brachte. Doch hatte das Präsidialamt in Moskau selbst die Erwartungen an die Begegnung niedriggehängt.

Stattdessen lag der Fokus der russischen Führung auf der Symbolik. Nach vier Jahren der Isolierung wegen der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland, nach heftiger Kritik und Sanktionen des Westens traf sich der Präsident der westlichen Supermacht zum Zweiergespräch mit Putin.

„Es ist schon lustig, dass der Unsinn von Obama und anderen, Russland sei eine 'schwache Regionalmacht', zurückgenommen wird“, sagte der Abgeordnete des russischen Föderationsrates, Alexej Puschkow, mit Blick auf den früheren US-Präsidenten Barack Obama. „Das Schicksal der ganzen Welt wird entschieden zwischen Russland und den USA, die Führer der beiden mächtigsten Staaten unseres Planeten treffen sich“, twitterte Puschkow am Montag. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow äußerte sich in Helsinki sehr zufrieden. Auf die Frage, wie die Gespräche gelaufen seien, antwortete er: „Großartig. Besser als großartig.“

Für die Führung im Kreml sei eines der wichtigsten Ziele gewesen, dass sich Putin auf Augenhöhe mit Trump habe präsentieren können, sagten russische Diplomaten. Putin, der seit vielen Jahren die Geschicke seines Landes bestimmt, will Russland das internationale Gewicht zurückgeben, das nach dem Ende der Sowjetunion 1991 verloren ging. Daher rührt auch der große Zuspruch der Bevölkerung und der Eliten, den Putin genießt.

Die gemeinsame Pressekonferenz mit Trump nach dem Gipfel sei alles gewesen, was Russland realistischerweise habe erhoffen können, schrieb Mark Galeotti, ein russischer Wissenschaftler am Institut für Internationale Beziehungen in Prag. Putin präsentiere Russland als eine den USA ebenbürtige Macht.

Andere Experten gehen noch weiter und verweisen auf Putins Bemerkung auf der gemeinsamen Pressekonferenz, er habe Hinweise, dass 400 Millionen Dollar Schwarzgeld in die Wahlkampagne der Demokratin Hillary Clinton geflossen sei. Damit mischte sich Putin direkt in die US-Innenpolitik ein.

Putin sei lange von Medien in einen Topf mit Trump geworfen worden, schrieb Dmitri Trenin, Direktor des Carnegie Centers in Moskau auf Twitter. Nun verbinde er tatsächlich sein Schicksal mit ihm. „Nun unterstützt Putin seinen US-Kollegen lautstark gegen dessen Gegner - in dessen eigenem Land.“

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