Nach Giftanschlag Nawalnys Zustand verbessert sich

In dem Youtube-Interview ist der Oppositionspolitiker erstmals seit dem Anschlag auf Video zu sehen. Er beteutert, Fortschritte zu machen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Kremlkritiker wurde in der Berliner Charité behandelt. Quelle: dpa

Kremlkritiker Alexej Nawalny erholt sich nach eigenen Angaben zunehmend von dem gegen ihn verübten Giftanschlag. Seine Ärzte seien überrascht von den Fortschritten, die er mache, sagte der 44-Jährige in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit einem russischen YouTube-Blogger. Allerdings zitterten seine Hände weiterhin merklich, sagte Nawalny. Und er befinde sich in physiotherapeutischer Behandlung.

Seine Genesung könne noch zwei Monate in Anspruch nehmen. Zugleich bekräftigte Nawalny, dass er den russischen Geheimdienst als Drahtzieher des Anschlags gegen ihn verdächtige. "Sie haben verstanden, dass es große, große Probleme gab, die sie vor der Wahl der Duma bedroht haben."

Das mehr als zweistündige Interview ist datiert auf Montag. Es ist das erste Mal, dass der russische Oppositionspolitiker seit dem Anschlag im August auf Video zu sehen ist. Bislang hatte er auf seinem Instagram-Account lediglich Fotos von sich veröffentlicht. In dem YouTube-Interview sagte Nawalny weiter, er habe keine Ahnung, was genau ihm widerfahren sei. Er habe aber gedacht, er werde sterben.

Nawalny ist der derzeit beliebteste Oppositionspolitiker in Russland. Neben seiner Kritik an Präsident Wladimir Putin ist er auch wiederholt gegen Oligarchen wegen Korruptionsvorwürfen vorgegangen. Die russischen Parlamentswahlen sind für September nächsten Jahres terminiert. Nach Medienberichten könnte die Abstimmung aber auch auf das Frühjahr vorgezogen werden.

Nawalny war am 20. August auf einem russischen Inlandsflug zusammengebrochen und nach einer Notlandung zunächst im sibirischen Omsk behandelt worden. Am 22. August wurde er zur Behandlung in der Berliner Charite nach Deutschland ausgeflogen. Die Bundesregierung erklärte nach Tests in einem Speziallabor der Bundeswehr, Nawalny sei mit einem Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet worden.

Labore in Frankreich und Schweden bestätigten den Befund. Das Gift war zu Sowjetzeiten entwickelt worden und fällt unter das internationale Chemiewaffenverbot. Am 7. September war Nawalny aus dem Koma erwacht, am 23. September konnte er die Charite verlassen. Die russische Regierung hat wiederholt eine Beteiligung an dem Anschlag bestritten.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%