Nach Prügel-Attacke Ton zwischen USA und Türkei verschärft sich

Nachdem türkische Leibwächter während Präsident Erdogans Besuch in Washington auf Demonstranten losgingen, fordert ein Senator drastische Maßnahmen. Der Ton zwischen der Türkei und den USA wird rauer – auf beiden Seiten.

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Nach Erdogans Besuch im Weißen Haus gingen Leibwächter des türkischen Staatschefs Demonstranten an. Quelle: AP

Washington Nach einem gewaltsamen Vorfall vor der türkischen Botschaft in Washington sind in den USA Rufe nach einer konsequenten Antwort an die Türkei laut geworden. Die Regierung unter US-Präsident Donald Trump solle den türkischen Botschafter aus dem Land werfen, forderte der republikanische Senator John McCain am Donnerstag (Ortszeit) dem TV-Sender MSNBC. „Das ist nicht die Türkei. Das ist kein Dritte-Welt-Land“, sagte McCain. Zu Ärger auf Seite der Türkei führte die Ankündigung der USA, weiterhin kurdische Milizen in Syrien bewaffnen zu wollen.

Das Sicherheitsteam Erdogans war am Dienstag mit Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen, die vor der türkischen Botschaft protestierten. Zwei Leibwächter waren festgenommen worden, sie wurden jedoch am Donnerstag wieder freigelassen. Sie seien auf Basis eines Abkommens freigekommen, unter dem Staatschefs auf Besuch oder Mitglieder derer Delegation nicht festgesetzt werden dürften, hieß es aus dem Außenministerium. Zudem sei der türkische Botschafter in den USA vorgeladen worden.

Die Demonstranten hätten vor der türkischen Botschaft Slogans gegen Erdogan gerufen, als der Staatschef nach einem Treffen mit Trump vorgefahren sei, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu kurz nach dem Vorfall. Weil die US-Polizei türkische Forderungen nach einem Einschreiten nicht beachtet habe, seien Erdogans Sicherheitskräfte und türkische Staatsbürger eingeschritten, um „sie zu zerstreuen“, hieß es. Auf Videoaufnahmen war zu sehen, wie die Entourage Erdogans auf die Demonstranten einprügelte und zutrat.

Der Türkei stieß zudem sauer auf, dass Trump entschieden und angekündigt hatte, kurdische Milizen in Syrien im Kampf um die Stadt Al-Rakka zu bewaffnen. Washington sieht die Kurden als effektive Kräfte gegen die Terrormiliz Islamischer Staat - für die Türkei stellen sie den verlängerten Arm der in der Türkei verbotenen Kurdenpartei PKK dar.

Der türkische Außenminister forderte wegen des Streits, dass Trump den präsidialen Gesandten für die US-geführte Anti-IS-Koalition, Brett McGurk, entlässt. Erdogan sagte, er wolle Washington informieren, dass seine Truppen nicht zögern würden, von den USA unterstützte Kurden anzugreifen, sollten sie die Türkei bedrohen. „Wir werden diesen Schritt gehen und wir werden ihn davor nicht mit irgendjemanden diskutieren oder konsultieren.“ Das US-Außenministerium erwiderte, McGurk habe das volle Vertrauen und die Unterstützung von Trump und Außenminister Rex Tillerson.

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