Nach Raketentest Trump schließt Militäraktion gegen Iran nicht aus

Mit einem Raketentest hat der Iran US-Präsident Trump verärgert. Waffen des getesteten Typs ließen sich auch mit Atomsprengköpfen bestücken – allerdings besitzt der Iran keine solchen. Dennoch droht Trump Reaktionen an.

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Der Iran feuert immer wieder Raketen ab (Archivfoto vom 29. Dezember 2016). Nun nimmt die US-Regierung dies als Steilvorlage für eine aggressivere Haltung gegenüber dem Land. Quelle: AP

Washington Nach dem jüngsten Raketentest des Iran lässt US-Präsident Donald Trump offen, wie sein Land darauf reagieren wird. Es sei "nichts ausgeschlossen", sagte der Republikaner am Donnerstag auf die Frage, ob er auch militärische Optionen erwäge.

Die Islamische Republik hatte am Wochenende eine Mittelstreckenrakete getestet. Es war die erste derartige Erprobung seit dem Amtsantritt Trumps am 20. Januar. Die US-Regierung hatte den Iran deswegen schon am Mittwoch "verwarnt". Die Führung in Teheran wies die Kritik zurück. Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums bezeichnete die Diskussion in den USA als „grundlos und provokativ“.

Nach Angaben von US-Regierungsmitarbeitern zieht Präsident Donald Trump im Verhältnis zum Iran „eine ganze Reihe von Optionen“ in Erwägung. Dazu gehörten auch militärische Optionen. Aber auch strengere Sanktionen seien möglich, schrieb das „Wall Street Journal“.

Der US-Kongress arbeitet den Berichten zufolge an einer Maßnahme gegen die iranischen Revolutionsgarden. Diese könne frühestens im März fertig ausgearbeitet sein. Die Garde hat seit einiger Zeit mehrere provokative Akte, etwa gegen Handelsschiffe im Persischen Golf ausgeführt.

In der kommenden Woche will sich Israels Premierminister Benjamin Netanjahu mit seiner britischen Amtskollegin Theresa May unter anderem auch über den Iran verständigen. Netanjahu wird Mitte Februar in den USA erwartet.

Am vergangenen Wochenende probierte der Iran nach einem Medienbericht erstmals einen selbst hergestellten Marschflugkörper aus. Er flog demnach am Sonntag rund 600 Kilometer weit. Ähnliche Tests hatte es bereits in der Vergangenheit gegeben. Die US-Regierung hatte dies jeweils verurteilt und teils mit Sanktionen gedroht.

Wie die „Welt“ (Freitag) aus Geheimdienstkreisen erfuhr, soll der Lenkflugkörper vom Typ „Sumar“ Atomsprengköpfe tragen können. Allerdings verfügt der Iran nicht über Atomwaffen, auch nicht über atomare Sprengköpfe, mit denen eine solche Rakete bestückt werden könnte. Darauf verwies am Donnerstag auch Teheran.

Der unter anderem von den USA unterzeichnete, internationale Atomdeal mit dem Iran sieht vor, dass der Iran alles waffenfähige Nuklearmaterial außer Landes bringen muss und seine Anreicherungskapazitäten deutlich reduziert. Die Aufseher der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA attestierten Teheran, bislang alle Auflagen eingehalten zu haben.

Die Stimmung zwischen Teheran und Washington ist schon wegen des von Trump verhängten 90-tägigen Einreisestopps für Menschen auch aus dem Iran eingetrübt. Hintergrund ist ein angeblich erhöhtes Terrorrisiko.

Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn hatte am Mittwoch vor Medien von einer Provokation gesprochen und dem Iran eine Verletzung von Resolutionen des UN-Sicherheitsrates vorgeworfen. „Wir warnen den Iran heute offiziell“, sagte Flynn. Was er damit genau meine, sei unklar, sagte CNN-Militärexperte Rick Francona. Aus Sicht Franconas war die Reaktion der USA der erste Schritt Trumps, um das Iran-Atomabkommen zu kippen. Es gehe darum, den Iranern Vertragsverletzungen nachzuweisen. Mit dem Raketenstart habe der Iran Trump testen wollen, sagte Francona.

Trump hatte während des Wahlkampfes den Atomvertrag als katastrophal bezeichnet und Nachverhandlungen angedroht. Allerdings dürfte er Gegenwind von anderen Vertragsparteien wie Russland, China und der Europäischen Union bekommen - möglicherweise auch aus eigenen Sicherheitskreisen.

Irans Verteidigungsminister Hussein Dehghan sagte iranischen Medienberichten zufolge, sein Land brauche für die legitime Verteidigung nicht die Erlaubnis des Auslands.

Marschflugkörper werden nach einem von der „Welt“ zitierten Sicherheitsexperten in keinem Abkommen mit dem Iran erwähnt. „Sie unterliegen also keinerlei Beschränkungen“, sagte Hans Rühle dem Blatt. Damit könne sich das Land mit dieser Waffe rüsten, ohne eine internationale Gegenreaktion befürchten zu müssen.

Militärische Marschflugkörper können sehr niedrig fliegen - dadurch entgehen sie dem „Welt“-Bericht zufolge leichter dem feindlichen Radar und täuschen Raketenabwehrsysteme des Gegners. Es ist möglich, sie mit einem konventionellen oder mit einem nuklearen Sprengsatz auszurüsten. Der getestete Flugkörper soll über eine Reichweite von 2000 bis 3000 Kilometern verfügen.

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