
Ein weißer Polizist in New York wird nicht wegen des Erstickungstods eines 43-jährigen Schwarzen angeklagt. Ein Geschworenengericht habe auf Straffreiheit für den Polizisten entschieden, sagte der Anwalt der Familie des Opfers Eric Garner, Jonathon Moore, am Mittwoch. Rund um den Tatort im Viertel Staten Island kam es zu Demonstrationen.
Der unbewaffnete Garner war am 17. Juli gestorben, also knapp drei Wochen vor den tödlichen Schüssen eines weißen Polizisten auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown. Dieser Fall hatte für landesweite Empörung gesorgt und eine Debatte über Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA ausgelöst.





Der 43-jährige Garner wurde im New Yorker Viertel Staten Island unter dem Verdacht gestoppt, er würde illegale Zigaretten verkaufen. Ein Amateurvideo eines Passanten zeigt, dass Garner sich dagegen wehrte, dass ihm Handschellen angelegt werden. Der Polizist nahm ihn daraufhin in einen Würgegriff, was nach New Yorker Polizeivorschriften verboten ist. Garner ist in dem Video zu hören, wie er schreit: „Ich bekomme keine Luft.“
Anwalt Moore sagte, er sei „verwundert über die Entscheidung“, vor allem angesichts der vorliegenden Beweise wie dem Video und dem Bericht des Gerichtsmediziners. Garners Stiefvater Benjamin Carr sagte, die Entscheidung des Gerichts ergebe keinen Sinn. „Das ist lediglich die Lizenz zum Töten eines schwarzen Mannes“, sagte Carr. Das US-Justizsystem bezeichnete er als völlig wertlos.
Der Polizist sagte in seinem ersten Kommentar seit dem Vorfall, er bete für die Familie des Opfers und hoffe, dass sie seine Beileidsbekundungen akzeptiere. Sein Anwalt und Vertreter der Polizeiunion sagten, er habe kein verbotenes Manöver, sondern einen von der Polizeibehörde beigebrachten Griff angewendet. Die eigentliche Haupttodesursache des Opfers sei sein schlechter gesundheitlicher Zustand gewesen. Laut Gerichtsakten hatte Garner Asthma.
Erst Ende November hatte eine Geschworenenjury entschieden, den weißen Polizisten Darren Wilson nicht für die Schüsse auf Michael Brown anzuklagen. Daraufhin war es wie bereits im August in Ferguson im US-Staat Missouri zu Unruhen gekommen. Es kam zu mehr als 100 Festnahmen, Autos und Häuser wurden angezündet. Zwölf gewerbliche Gebäude wurden durch Brände zerstört.
Auch nach Garners Tod kam es in New York zu Protesten. Nach der Entscheidung am Mittwoch reagierten die Menschen in der Nachbarschaft, in der der 43-Jährige getötet wurde, ungläubig und wütend, aber zunächst überwiegend friedlich. Immer wieder riefen sie „Ich bekomme keine Luft“ und in Anlehnung an in Ferguson laut gewordene Rufe „Hände hoch - nicht erwürgen“. In Ferguson hatten Demonstranten „Hände hoch - nicht schießen“ gerufen, weil Brown vor seinem Tod laut Zeugenaussagen die Hände gehoben haben soll.
Auch am Times Square versammelten sich mehr als 200 Menschen. Sie trugen Schilder mit Aufschriften wie „Die Leben von Schwarzen sind von Bedeutung“, „Weiße, wacht auf“ und „Einmal mehr, keine Gerechtigkeit“.