Nafta Trump verhandelt Handelsabkommen neu

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Das Verhältnis der drei Partner soll wieder besser werden

Neue Zölle seien ein „Deal-Breaker“. „Mit dieser Art von Druck werden wir nicht am Verhandlungstisch sitzen bleiben“, kündigte Guajardo an. An anderer Stelle stellte der Minister klar, dass sein Land auch über Druckmittel verfügt: „Wenn sie uns beim Handel nicht gut behandeln, können sie auch keine Zusammenarbeit bei Sicherheit und Migration erwarten.“ Das wird Donald Trump, der Mauerbauer, nicht überhören.

Klar ist aber auch: Die großen US-Unternehmen haben Mexiko seit 1993 vor allem als Billiglohn-Standort genutzt und Produktionsanlagen auf neue Werke südlich der Grenze verlagert. 1993 hatten die USA mit Mexiko noch einen Handelsüberschuss von 1,7 Milliarden US-Dollar. 20 Jahre später stand schon ein Defizit von 50 Milliarden Dollar zu Buche. US-Ökonomen gehen davon aus, dass auf US-Boden dadurch 600.000 Arbeitsplätze verloren gingen.

Mexiko baute in derselben Zeit allein im Automobilsektor mehr als 300.000 Arbeitsplätze auf. Andererseits: zwei Millionen Jobs in den USA hängen vom Handel mit Mexiko ab. Und: Erst die Produktionsmöglichkeiten in Mexiko haben die USA konkurrenzfähig mit dem großen Wettbewerber China gemacht.

Der Scharmützel zwischen den Nafta-Partnern gibt es dennoch viele, besonders in der Landwirtschaft. Jedes Mal etwa, wenn US-Bauern ein neues Produkt erfolgreich auf dem kanadischen Markt etablieren, reagiere die Regierung des nördlichen Nachbarn mit neuen Regulierungen, bemängeln sie. Genau dieses neue Produkt sei dann nicht mehr marktfähig.

Im US-Bundesstaat North Dakota, südlich der kanadischen Grenze, blockieren Weizenbauern mit ihren Traktoren regelmäßig die Grenzübergänge - ein verzweifelter Versuch, den Eintritt kanadischen Getreides auf den US-Markt zu verhindern. In Florida rebellieren Erdbeerfarmer, in Montana die Viehzüchter. Seit 2013 haben mehr als 40.000 Farmen in den USA aufgegeben, in Mexiko sind es noch deutlich mehr.

Geschichte und Auswirkungen von Nafta

Trump hat den Kanadiern bereits empfindliche Zölle aufgebrummt - 20 Prozent etwa für die Einfuhr von bestimmten Arten von Bauholz. „Was sie unseren Milchbauern angetan haben, ist eine Schande“, grantelte der Präsident in Richtung der Regierung in Ottawa.

Das Verhältnis aller drei Partner soll nun wieder besser werden. Auf Druck Trumps setzen sich alle an einen Tisch. Zumindest die mexikanische Seite bereitet sich jedoch auch darauf vor, dass Trump die Verhandlungen abbricht und die USA aus Nafta aussteigen. „Ich würde dieses Szenario nicht ausschließen“, sagte Guajardo, der bereits bei den Nafta-Verhandlungen Anfang der 1990er Jahre dabei war. „Deshalb müssen wir einen Plan B in der Schublade haben.“

Ohnehin sieht Mexiko den Konflikt mit den USA auch als Chance, seine Handelsbeziehungen mit anderen Ländern auszubauen. Immerhin hat Mexiko Freihandelsabkommen mit mehr als 40 Ländern unterzeichnet. Derzeit wird der Vertrag mit der EU aktualisiert, auch in Asien und Lateinamerika suchen die Mexikaner nach neuen Partnern. Das zeigt: Die Nafta-Verhandlungen sind auch ein Risiko für den größten der drei Partner. Am Ende könnte aus „America First“ dann doch das werden, was auch in Washington keiner will: „America Alone.“

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