Nahost-Konflikt Ein Palästinenser bei Konfrontationen an Gaza-Grenze getötet

Am fünften Freitag in Folge kommt es an der Gaza-Grenze zu Protesten. Die hohe Zahl von Toten und Verletzten löst Kritik an Israels Vorgehen aus.

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Palästinensische Demonstranten werfen einen brennenden Reifen in Richtung israelischer Soldaten. Quelle: dpa

Gaza/Tel Aviv/Genf Bei neuen Konfrontationen mit israelischen Soldaten an der Grenze sind am Freitag im Gazastreifen mindestens ein Palästinenser getötet und Dutzende verletzt worden. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Gaza teilte mit, zwei Palästinenser hätten lebensgefährliche Verletzungen erlitten.

Insgesamt seien mehr als 50 Menschen durch Schüsse verletzt worden. Bei weiteren Menschen sei es nach dem Einsatz von Tränengas zu Atembeschwerden gekommen. Nach Angaben von Augenzeugen bewarfen Palästinenser die Soldaten mit Steinen.

Seit Ende März sind 43 Palästinenser bei Massenprotesten getötet worden, mehr als 5500 wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt, darunter laut UN 1739 durch Schüsse der israelischen Sicherheitskräfte. Es ist der fünfte Freitag in Folge, an dem es zu Protesten an der Gaza-Grenze kommt. Der Umfang der Demonstrationen hat jedoch im Verlauf des Monats deutlich abgenommen. Auslöser des „Marschs der Rückkehr“ ist der 70. Jahrestag der israelischen Staatsgründung, den die Palästinenser als Katastrophe ansehen.

Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf wirft Israel übermäßige Gewalt gegen protestierende Palästinenser an der Grenze zum Gazastreifen vor. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, warnte Israel, sein Einsatz könnte das humanitäre Völkerrecht verletzten. Sicherheitskräfte dürften nur im äußersten Notfall tödliche Gewalt anwenden, wenn sie selbst in Lebensgefahr seien oder das Risiko schwerer Verletzungen hoch sei.

„Es ist schwer nachzuvollziehen, warum das Verbrennen von Autoreifen oder Steinewerfen oder auch das Werfen von Molotow-Cocktails aus großer Distanz in Richtung schwer geschützter Sicherheitskräfte an einer Verteidigungslinie eine solche Bedrohung darstellen soll“, teilte das Menschenrechtsbüro mit. „Übermäßige Gewalt gegen jeden Demonstranten ist verwerflich, aber Kinder stehen unter besonderem Schutz des internationalen Rechts“, sagte Said.

Nach diesen Angaben wurden in den vergangenen vier Wochen vier Kinder erschossen, drei davon durch Kugeln in den Kopf oder den Hals. Die Frage sei, ob die Einsatzregeln der Sicherheitskräfte internationales Recht verletzten oder ob die Beteiligten sich an die Regeln halten, so Said.

Israelische Armeesprecher haben mehrfach gesagt, die an der Grenze positionierten Scharfschützen hätten klare Anweisungen, erst nach mehreren Warnungen zu schießen und auch dann nur auf die Beine. Israel wirft der im Gazastreifen herrschenden Hamas vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu benutzen und Minderjährige wissentlich in Gefahr zu bringen.

Unter dem Deckmantel der Proteste gebe es immer wieder Versuche, den Grenzzaun zu Israel zu zerstören und Anschläge zu verüben.

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