Narendra Modi Indiens Premier umarmt gern – und überrascht Händeschüttler Trump

Narendra Modi umarmt Leute gern zur Begrüßung – das ist so etwas wie sein Markenzeichen geworden. US-Präsident Donald Trump erfuhr das beim jüngsten Besuch des indischen Premiers gleich drei Mal am eigenen Leibe.

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Der US-Präsident war nicht auf die volkstümliche und überschwängliche Weise vorbereitet, mit der der indische Premier in der Vergangenheit auch seine Vorgänger begrüßt hatte. Quelle: AP

Neu Delhi Präsident Donald Trump hätte es eigentlich wissen müssen: Indiens Premier Narendra Modi ist dafür bekannt, dass er Leute gern in seine Arme schließt. So auch während seines Washington-Besuches Anfang der Woche: Bei einem öffentlichen Auftritt verstand er Donald Trumps ausgestreckte Hand nicht als eine Einladung zum Händeschütteln, sondern um sich an die Brust des Präsidenten zu ziehen. Dann umarmte er Trump erneut, im Rosengarten des Weißen Hauses. Und noch einmal, als er sich verabschiedete.

Trump sah bei der ersten Umarmung steif aus, es schien ihm eher unangenehm zu sein. Er lächelte dünn und klopfte seinem Gast ein paar Mal auf den Rücken. Anscheinend war er nicht auf die volkstümliche und überschwängliche Weise vorbereitet, mit der Modi in der Vergangenheit auch seinen Vorgänger Barack Obama und andere Größen begrüßt hat: den russischen Präsidenten Wladimir Putin etwa, den japanischen Regierungschef Shinzo Abe, den einstigen französischen Präsidenten François Hollande oder auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Hollywood-Star Hugh Jackman.

„Modi umarmt nicht jedermann“, sagt Politikwissenschaftler Sreeram Chaulia von der Jindal School of International Affairs in Neu Delhi. Wenn man sich die Liste der Leute anschaue, dann sehe man, dass es Menschen seien, „die für Indiens Interessen wichtig sind“.

Sollten politische Führungspersonen und andere Berühmtheiten eigentlich mittlerweile auf Modis Geste vorbereitet sein, sind es viele – wie Trump – nicht. Sie werden dadurch manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Ähnlich wie Trumps malträtierendes Händeschütteln ist Modis Umarmung so etwas wie ein Markenzeichen geworden. Und dass sie stets kräftig ausfällt, ist von ihm bewusst gewollt.

„Modi glaubt, dass Vertrauen nur durch eine persönliche Verbindung und Freundschaft aufgebaut werden kann, was eine positive Körpersprache und physische Nähe mit seinem jeweiligen Gegenüber einschließt“, sagt Chaulia. „Es kann sein, dass er versucht hat, die Bromance aufrechtzuerhalten, die er mit Obama hatte.“ Bromance ist eine Wortschöpfung aus „brother“ und „romance“ (deutsch: Bruder und Romanze), also als eine Art überaus innige Männerfreundschaft zu verstehen.

Vielleicht spielte bei Modis Trump-Umarmungen auch etwas Erleichterung über den von indischen Begleitern als „herzlich“ beschriebenen Verlauf des Washington-Besuches mit. „Einige Leute waren angesichts von Trumps Unberechenbarkeit beunruhigt, was als Ergebnis herauskommt“, sagt der pensionierte Diplomat Rajiv Dogra. „Aber er (Trump) hat sich ungewöhnlich bemüht, auf Indien zuzugehen.“ So werte Indien die Anwesenheit von First Lady Melania Trump bei Teilen des Besuches als ein „wichtiges Signal“ – schließlich sei Modi selber ohne Ehefrau gekommen.

Die freundschaftlichen Ouvertüren sind ein starker Kontrast zu früheren Jahren, in denen Modi von amerikanischen Offiziellen wegen religiös bedingter Gewalt in seinem Heimatstaat Gujarat gemieden wurde. So verweigerte man ihm 2005 sogar ein Einreisevisum, wegen des Verdachts, dass er in seiner Zeit als höchster Beamter des Bundesstaates in religiöse Unruhen verwickelt war, bei denen mehr als 1000 Muslime ums Leben kamen.

Seit er 2014 Premierminister wurde, hat er die USA vier Mal besucht. Aber Vorwürfe von Intoleranz gegenüber Muslimen und vom Ausland finanzierten Aktivisten begleiten seine Hindu-Partei BJP und die Regierung hartnäckig.

Indische Strategie-Experten werten Modis Washington-Visite als Erfolg, aber natürlich, so sagen sie, zähle am Ende, dass den Worten auch Taten folgten - beim Handel etwa oder auch, was den Terrorismus betreffe, der Indien zufolge von pakistanischem Boden ausgeht.

„Die Chemie zwischen Trump und Modi war allem Anschein nach gut“, so Rana Banerji, ein früherer Geheimdienstbeamter in Neu Delhi. „Zumindest hat Präsident Trump nicht sehr Unvorhergesehenes getan oder etwas, was der indischen Seite nicht schmecken würde, obwohl man natürlich nicht weiß, was sich am Ende daraus ergibt.“

Neu Delhi und Washington haben unter anderem eine Zusammenarbeit zum Stopp des globalen Terrorismus vereinbart, was Indien als eine feste US-Zusage eines größeren Engagements in der Region betrachtet. Trump gab bei Modis Visite auch bekannt, dass seine Tochter Ivanka im Herbst Indien besuchen werde.

Modi hielt sich zwei Tage lang in Washington auf, und am Abend des ersten war er Dinner-Gast im Weißen Haus. Dabei sorgte Trump für eine heitere Note, als er auf eine große Gemeinsamkeit zwischen ihm und Modi hinwies: ihre starke Präsenz in den sozialen Medien. Trump hat 32,8 Millionen Follower auf Twitter, Modi folgen mehr als 31 Millionen Menschen.

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