Nariman Behravesh "Deutschland kann von Trump sogar profitieren"

Seite 2/2

"Das Thema Freihandel wird für ein oder zwei Jahre von der Agenda verschwinden"

Wenn Trump das Land gegen Importe abschottet, dürfte der langfristige Schaden ungleich größer sein, als der kurzfristige Nutzen einer Steuerreform.
Das Thema Freihandel wird für ein oder zwei Jahre von der Agenda verschwinden. Danach kann man wieder drüber reden. Was es aber geben wird: einzelne Vereinbarungen. Trump wird zum Beispiel die Brexit-Pläne der britischen Regierung nutzen, um das Land an sich zu binden.

Und wer nicht in diese Einzel-Abkommen passt, zahlt. Was wird aus Ländern wie Deutschland oder China, deren Volkswirtschaften in den vergangenen Jahren massiv auf Export gesetzt haben?
Ich glaube erstmal nicht, dass es ganz krasse Verlierer geben wird. China vielleicht, aber die haben auch so schon Probleme. Japan und Deutschland dagegen könnten sogar gewinnen, weil der erwartbar stärkere Dollar ihre Ausfuhren begünstigt. Kritisch könnte es noch für einige Schwellenländer werden, wenn die USA ihren Markt abriegeln, andererseits dürften sie von steigenden Rohstoffpreisen in nächster Zeit profitieren.

Die Länder mit den meisten Teilnehmern beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos

Trumps Ausfälle gegen deutsche Autobauer Anfang dieser Woche klangen weniger positiv.
Trump wird Europa nicht extra ärgern, dafür findet er es viel zu uninteressant. Die jetzigen Drohungen gegen BMW sind eine Albernheit, mehr nicht.

Wenn Trump der Weltwirtschaft Ihrer Ansicht nach also eher nicht schadet, warum sind dann die Wachstumsaussichten dennoch eher durchwachsen?
Ungleichheit ist das größte Problem der Weltwirtschaft. Was es anrichten kann, zeigt ja die Freihandels-Debatte. Wenn die Globalisierung nicht zu so einer ungleichen Profitverteilung geführt hätte, wäre uns die ganze Debatte erspart geblieben. Wir hier, die Ökonomen und Entscheider, haben Ungleichheit immer beklagt. Aber nichts gemacht. Bis es fast zu spät war.

Was ist der wichtigste Schritt, das Problem zu lösen?
Das wahre Problem wird gerade erst erkannt: Noch stärker als die Globalisierung stärkt die Digitalisierung die Ungleichheit. Die sorgt dafür, dass noch mehr Menschen zurückbleiben, kein oder kaum ein Einkommen mehr erzielen.

Und nun, Digitalisierung abschaffen?
Wenn wir die nächste Populismus-Welle verhindern wollen, müssen wir jetzt investieren: In Bildung, in soziale Auffangnetze und in eine Digitalisierung, die Menschen mitnimmt, nicht zurücklässt.

Die Welt nächstes Jahr um diese Zeit, was wird das für ein Ort sein?
Das liegt in den Händen von Donald Trump, Theresa May und Angela Merkel. Ich glaube aber, es wird eine noch instabilere Welt sein.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%