Nervengas Politiker beziehen nach Anschlag auf Ex-Spion eindeutig Position

Nach der Attacke auf Sergej Skripal in Großbritannien wächst der Druck auf Russland. Norbert Röttgen fordert „klare Antworten“.

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Röttgen verweist darauf, dass sich in Russland zunehmend die Grenzen zwischen staatlicher Ebene, Sicherheitsapparaten und organisierter Kriminalität verwischten. Quelle: dpa

Berlin Die Europäische Union hat Großbritannien im Fall des Giftangriffs auf einen russischen Ex-Spion Unterstützung zugesagt. „Wir sind sehr besorgt wegen der Situation, auch wegen der Erkenntnisse, die Großbritannien bislang hat“, sagte EU-Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis am Dienstag in Brüssel. „Natürlich kann Großbritannien diesbezüglich auf die Solidarität der EU zählen.“

Der CDU-Politiker Norbert Röttgen fordert den Schulterschluss der EU-Partner mit Großbritannien und ein entschiedeneres Vorgehen gegen dubiose russische Investitionen in der EU. „Großbritannien hat Anspruch auf die Solidarität seiner engen Partner und Freunde“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Das Vorgehen der britischen Regierung ist rational. Der Fund eines russischen militärischen Kampfstoffes führt dazu, dass Russland die Kooperation bei der Aufklärung nicht verweigern kann“, sagte Röttgen. „Kooperiert Russland nicht, muss es gemeinsame westliche Antworten geben.“ Die höhnische Antwort aus Moskau verstärke den Verdacht gegen Russland nur noch.

Zuvor hatte die britische Premierministerin Theresa May erklärt, Russland sei „sehr wahrscheinlich“ für die Vergiftung des russischen Ex-Spions Sergej Skripal und dessen Tochter Julia verantwortlich. Auch US-Außenminister Rex Tillerson beschuldigte Russland.

Auf die Frage, an welche Sanktionen er denke, verwies Röttgen darauf, dass sich in Russland zunehmend die Grenzen zwischen staatlicher Ebene, Sicherheitsapparaten und organisierter Kriminalität verwischten. „Gegenmaßnahmen sollten deshalb diese Kreise treffen. Dieser Vorfall sollte gerade für Großbritannien Anlass sein, die bisherige Offenheit gegenüber russischem Großkapital dubioser Herkunft zu überprüfen.“

Nötig sei aber auch hier eine gemeinsame Aktion des Westens. Denn den Verdacht der russischen Geldwäsche in großem Umfang gebe es auch in anderen europäischen Städten. „Die Europäer haben dabei viel zu lange tatenlos zugeschaut.“

Zurückhaltend zeigte sich Röttgen dagegen gegenüber Forderungen, die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland in diesem Jahr zu boykottieren. „Ich finde, dass man Sport so weit wie möglich aus Sanktionen heraushalten sollte.“

Die von der EU im Ukraine-Konflikt gegen Russland verhängten Sanktionen werden um weitere sechs Monate verlängert.

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