Neue Flüchtlingsrouten Schlepper lassen Griechenland links liegen

Zwar kommen weniger Flüchtlinge aus der Türkei nach Griechenland, doch gleichzeitig werden kaum Menschen zurückgeschickt. Die Situation ist festgefahren – Schleuser beginnen bereits, Ausweichrouten zu nutzen.

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Nach dem Abkommen zwischen der Türkei und der EU flüchten weniger Menschen auf die griechischen Inseln. Quelle: AP

Athen Nach Schließung der Balkanroute weichen die Schleuser von Flüchtlingen auf andere Wege aus. Zuletzt stoppte die griechische Küstenwache südwestlich der Halbinsel Peloponnes ein Holzboot mit 41 Flüchtlingen, das vermutlich von Ägypten Richtung Italien unterwegs war. An Bord seien Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak gewesen, die befragt würden, sagte ein Offizier der griechischen Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur.

Sollten sich Herkunft und Ziel des Bootes bewahrheiten, spräche das für eine Reaktivierung alternativer Routen. So könnten Schleuser Griechenland umschiffen und Flüchtlinge und Migranten auf anderen Wegen nach Europa bringen.

In Griechenland ist die Lage weiter schwierig. Die Grenzen gen Norden sind geschlossen - im nordgriechischen Idomeni hoffen seit Wochen mehr als 10 000 Menschen darauf, dass sich die Passage doch noch öffnen könnte. Darüber hinaus können jene Flüchtlinge, die seit dem 20. März von der Türkei aus zu den griechischen Inseln gelangt sind, im Rahmen des Flüchtlingspakts in die Türkei zurückgeschickt werden.

Für Asylbescheide fehlt indes das Personal. So gerät auch die Rückführung der Flüchtlinge und Migranten in die Türkei in Verzug. Von den zugesagten 2300 Asylfachleuten, die im Zuge des Flüchtlingspakts aus ganz Europa nach Griechenland kommen sollten, ist bisher nur gut die Hälfte eingetroffen, sagte am Wochenende der stellvertretende griechische Verteidigungsminister Dimitris Vitsas. Athen will die wilden Flüchtlingscamps am Hafen von Piräus und in Idomeni evakuieren. Die meisten Menschen wollen die Lager laut Vitsas aber nach wie vor nicht verlassen. Viele fürchten, in staatlichen Lagern im Landesinneren „vergessen“ zu werden.


Franziskus hinterlässt Eindruck

Für Nachhall sorgt der Kurzbesuch des Papstes auf der Ägäisinsel Lesbos und das Engagement des Kirchenoberhaupts für die Flüchtlinge. Franziskus hat die Griechen beeindruckt. „Der Papst hat die geschlossenen Grenzen gesprengt“, titelte eine Sonntagszeitung. Andere berichteten, Franziskus und der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. hätten sich im Geist der Mitmenschlichkeit verbündet.

Der Besuch des Papstes habe ein Zeichen für die Ökumene gesetzt, sagte Ministerpräsident Alexis Tsipras am späten Samstagabend dem Fernsehsender ERT. „Es gibt manche europäische Länder, die ihre Mauern (gegen die Flüchtlinge) im Namen des Christentums errichten“, kritisierte Tsipras. Nicht zuletzt deshalb habe die Visite des katholischen Kirchenoberhaupts starken Symbolcharakter gehabt.

Besonders hervorgehoben wurden in den Medien die herzlichen Worte des Papstes an das griechische Volk, das trotz eigener Schwierigkeiten Herzen und Türen für Flüchtlinge geöffnet habe. Franziskus war am Samstag zu einem Kurzbesuch nach Lesbos gereist, um zusammen mit orthodoxen Würdenträgern ein Zeichen in der Flüchtlingskrise zu setzen.

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