Neuer Fed-Chef Die Wahl Powells ist eine verpasste Chance

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Steuersenkungen werden neue Löcher in den Staatshaushalt reißen

An der Wall Street und im Washingtoner Establishment wird man mit der Wahl Powells zufrieden sein. Denn er steht dafür, dass die Fed in den nächsten Jahren keinen Sand ins Getriebe des finanzindustriell-politischen Komplexes werfen und mit der Liquiditätsspritze subito zur Stelle sein wird, wenn es bei den Banken wieder einmal brennt.

Dass Trumps Wahl für den Chefposten der Fed auf Powell gefallen ist, dürfte nicht zuletzt das Werk seines Finanzministers Steven Mnuchin, eines ehemaligen Goldman-Sachs-Investmentbankers, sein. Mnuchin hatte sich dem Vernehmen nach stark für Powell eingesetzt. Ein wichtiger Grund dürfte die von Mnuchin und Trump angestrebte Steuerreform sein.

Die avisierten Steuersenkungen werden neue Löcher in den US-Staatshaushalt reißen. Damit die steigende Kreditnachfrage des Staates die Zinsen und die Schuldenquote nicht zu stark in die Höhe treibt, braucht Trump an der Spitze der Notenbank jemanden, der die Geldbeschaffungskosten unter Kontrolle hält.

Daher dürfte Powell den von Yellen eingeleiteten Kurs der geldpolitischen Straffung im Zweifel eher verlangsamen als ihn zu beschleunigen. Für die Weltwirtschaft heißt das, dass sich die Akteure auf einen keynesianischen Policy-Mix aus expansiver Fiskal- und weiterhin recht lockerer Geldpolitik made in USA einstellen sollten. Diese dürfte den Dollar tendenziell eher belasten als ihn zu stärken.

So steht die Wahl Powells für das Gegenteil dessen, was Trump im Wahlkampf versprochen hatte und wofür er gewählt wurde. Statt den „Sumpf“ in Washington und an der Wall Street auszutrocknen, hat der „Sumpf“ Trump verschluckt.

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