
Bei der Präsidentenwahl in Nigeria liegt der muslimische Oppositionskandidat Muhammadu Buhari ersten Auszählungsergebnissen zufolge in Führung. Der frühere Militärdiktator gewann sechs der bislang ausgezählten Bundesstaaten, der christliche Amtsinhaber Goodluck Jonathan nur einen, wie die staatliche Wahlkommission am Montag mitteilte. Es fehlten jedoch noch die Endergebnisse aus 29 weiteren Bundesstaaten. Beobachter rechneten mit einem knappen Ergebnis.
Das Ergebnis der Wahl in Afrikas bevölkerungsreichstem Land sollte voraussichtlich noch im Laufe des Montags bekanntgegeben werden. Sollte der 72 Jahre alte frühere Militärdiktator Buhari den 57 Jahre alten Jonathan ablösen, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit der Rückkehr des westafrikanischen Landes zur Demokratie 1999. Rund 70 Millionen Wahlberechtigte waren am Samstag an die Urnen gerufen.
Wissenswertes über Nigeria
In Nigeria leben 173,9 Millionen Menschen. Die Bevölkerungszahl legt jährlich um 2,5 Prozent zu. Eine nigerianische Frau gebärt im Durchschnitt sechs Kinder.
316 Milliarden US-Dollar betrug das nominale BIP im Jahr 2014. Auf 338,7 Milliarden soll es 2015 ansteigen. Zum Vergleich: Das deutsche BIP betrug 2013 3,51 Billionen US-Dollar. Gut 40 Prozent des BIP erwirtschaftet Nigeria über Bergbau und Industrie; ein Drittel über Land-, Forst- und Fischwirtschaft.
Die nigerianische Wirtschaft legte in den vergangenen zehn Jahren (2004 bis 2013) durchschnittlich um sieben Prozent zu. Während die meisten Volkswirtschaften dieser Welt unter der Finanzkrise litten, wuchs die nigerianische Wirtschaft um sieben Prozent, im Folgejahr sogar um acht.
Die Staatsverschuldung beträgt 2014 20 Prozent des BIP.
2014 lag die Inflationsrate bei 7,3 Prozent. Bis 2015 soll sie auf 7,0 Prozent zurückgehen.
Die Arbeitslosenquote betrug 2009 19,7 Prozent. Bis 2011 stieg sie auf 23,9 Prozent an.
Die Abstimmung verlief nach Ansicht verschiedener Beobachter im Großen und Ganzen ordnungsgemäß. Eine Gruppe zivilgesellschaftlicher Wahlbeobachter warnte jedoch vor Manipulationen bei der Auszählung der Stimmen. Es gebe aus mehreren Bundesstaaten besorgniserregende Berichte über Manipulationen und den Einsatz von Sicherheitskräften zur Beeinflussung von Auszählungen, sagte die Gruppe am Montag. Die renommierte Organisation Nigeria Civil Society Situation Room wird finanziell auch von der US-Regierung unterstützt.
Der Amtsinhaber und seine regierende Demokratischen Volkspartei (PDP) umwarben die Wähler mit der Aussicht auf Kontinuität; Buhari und sein Oppositionsbündnis Partei der Fortschrittlichen (APC) versprachen die Bekämpfung der grassierenden Korruption und einen Sieg über den islamistischen Terrorismus der Boko Haram. Seit 2009 haben die sunnitischen Extremisten im Nordosten Nigerias mindestens 14.000 Menschen getötet.
Um die Präsidentenwahl zu gewinnen, muss ein Kandidat neben einer absoluten Stimmenmehrheit auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten des Landes gewinnen. Zur Wahl stehen 14 Kandidaten. Sollte keiner die nötige Mehrheit erreichen, wäre in zwei Wochen eine Stichwahl fällig. Am Samstag wurde auch ein neues Parlament gewählt.
Nigeria ist Afrikas Land der Superlative. Der westafrikanische Staat ist mit fast 180 Millionen Einwohnern das mit weitem Abstand bevölkerungsreichste Land. Nigeria ist der größte Ölexporter des Kontinents und auch die größte Volkswirtschaft. Die Mehrheit der Nigerianer lebt jedoch immer noch in großer Armut.