Nikki Haley Donald Trumps Hauptgewinn heißt Nikki

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Eine Gouverneurin der Mitte

Haley ist nun auf dem Ticket der Tea Party unterwegs, sorgt im Wahlkampf mit libertären Positionen für Aufsehen. „Doch dann ist sie mit jedem Tag im Amt etwas moderater geworden“, sagt der Journalist in der Bierbar. „Man konnte ihr dabei zusehen, wie sie von den radikalen Positionen abrückte und zur Gouverneurin der Mitte wurde.“ Was er dann beschreibt, läuft ziemlich genau auf die Strategie von Trump hinaus: im Wahlkampf mit Polemik aufpeitschen. Kaum gewählt, zur Völkerverständigung aufrufen.

Besonders deutlich wird die Wandlung bei Haleys Reaktion auf das Attentat von Charleston im Sommer 2015, bei dem ein weißer Nationalist eine Kirche stürmte und neun schwarze Gläubige erschoss. Haley fuhr damals nicht nur sofort in den Küstenort und stand den Familien bei. Sie setzte auch gegen Widerstände in der eigenen Partei durch, dass die Flagge der Konföderierten abgenommen wird: Der Mörder hatte sein Exemplar gerne als Bettdecke benutzt. So setzte Haley ein Zeichen der Versöhnung. Ein Coup. Nicht mal die Demokraten hatten das zuvor durchsetzen können.

„Das hatte viel Sprengstoff; es hätten sich leicht ganze Bevölkerungsgruppen vor den Kopf gestoßen fühlen können. Aber sie war respektvoll allen gegenüber“, sagt David Trebing von Daimler. Der Autokonzern unterhält ein Werk in South Carolina. Auch sonst haben die Unternehmen viel Positives über ihre Gouverneurin zu berichten: Sie kenne jede einzelne Fabrik im Staat, alle Direktoren hätten ihre Handynummer. Auch dass Haley ein strikter Feind von Gewerkschaften ist, kommt bei den Firmen gut an. „Solange ich hochhackige Schuhe trage, kicke ich jeden Gewerkschafter einzeln aus diesem Staat“, ist eines ihrer Bonmots.

Gepaart mit niedrigen Steuern wird daraus die perfekte Republikanerin. „Ihre Fachkenntnis, ihre Führungsqualitäten und ihre Charakterstärke sind genau das, was auf Bundesebene gebraucht wird“, sagt Trebing.

Die Wirtschaftsberater von Donald Trump

Nun also muss diese moderate Haley ihren Wählern den erneuten Kurswechsel erklären. Doch diesmal tut sie sich schwerer. „Ich habe dieses Angebot aus zwei Gründen angenommen“, teilt Haley kurz nach ihrer Ernennung schriftlich mit. „Zunächst geht es mir dabei ums Dienen. Wenn der Präsident glaubt, dass ich einen wichtigen Teil zum Wohlergehen unseres Landes und der Anerkennung unseres Landes in der Welt beitragen kann, dann muss man diese Bitte annehmen.“ Zum Zweiten sei sie sehr zufrieden, was South Carolina erreicht habe. „Ich glaube, unser Staat steht auf festen Beinen.“

Klingt wenig aufmüpfig, so gar nicht nach großem Kampf. Und so glauben viele in South Carolina, dass Haley sich in ihrem neuen Amt vom tagesaktuellen Geschäft verabschieden und sich darum kümmern könnte, die Republikaner für Immigranten und Frauen zu öffnen. Um diese Gruppen nämlich wird es in vier Jahren gehen.

Sollte Trump, dann immerhin schon 74, nur eine Amtszeit bleiben, stünde Haley parat. An ihren Ambitionen zweifelt kaum jemand. Und auch die zweite große Hürde – das Geld – dürfte ausgeräumt sein. 40 Millionen Dollar, glaubt man in ihrem Umfeld, brauche Haley, alleine um 2020 in die Vorwahlen zu kommen. Als Ex-Gouverneurin wäre das ein Problem geworden. Als UN-Botschafterin hat sie nun ganz andere Möglichkeiten. „Wenn sie das schafft“, meint Dawson, „dann hat sie zweifellos beste Aussichten.“

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