Nordafrika Hunderte Verletzte bei neuen Protesten im Libanon

Seit Wochen demonstrieren tausende Menschen gegen die grassierende Korruption im Land. Ministerpräsident Said Hariri erklärte daraufhin seinen Rücktritt.

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Die Proteste haben die schwerste politische und wirtschaftliche Krise seit 30 Jahren ausgelöst. Quelle: dpa

Bei neuen gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind in der libanesischen Hauptstadt Beirut mehr als 200 Menschen verletzt worden. Das libanesische Rote Kreuz teilte am Samstag mit, 80 Menschen seien in Krankenhäuser gebracht worden. Weitere 140 Verletzte seien vor Ort behandelt worden. Bei den Verletzten handele es sich um Demonstranten und Polizisten. Die heftigsten Zusammenstöße gab es im Zentrum von Beirut vor dem Parlamentsgebäude. Die Menschen protestierten dagegen, dass immer noch keine neue Regierung gebildet wurde.

Demonstranten bewarfen die Polizei mit Steinen, die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Demonstranten zertrümmerten Schaufensterscheiben und riefen „Revolution, Revolution“. Geldautomaten, Verkaufsstände sowie Müll brannten. Gefällte Bäume blockierten die Straßen. Mehrere Menschen wurden festgenommen. Dutzende Militärlastwagen brachten Soldaten ins Zentrum, um die Polizei zu unterstützen.

Die Sicherheitskräfte riefen alle friedlichen Demonstranten auf, die Gegend der Auseinandersetzungen zu meiden. Der geschäftsführende Innenminister Raja Hassan geißelte die Angriffe gegen Sicherheitskräfte sowie gegen staatliches wie privates Eigentum als „völlig inakzeptabel“. Präsident Michel Aoun wies die Minister für Verteidigung und Inneres an, für ein Ende der Unruhen und für Sicherheit zu sorgen. In einem Tweet rief er zugleich dazu auf, friedliche Demonstranten zu schützen.

Im Libanon kommt es seit mehreren Wochen zu Protesten. Sie richten sich gegen die Führung des Landes, der die Demonstranten Korruption vorwerfen. Auf Druck der Straße erklärte Ministerpräsident Said Hariri Ende Oktober seinen Rücktritt. Bislang konnte keine neue Regierung gebildet werden.

Die wochenlangen Proteste haben im Libanon die schwerste politische und wirtschaftliche Krise seit dem Ende des Bürgerkriegs vor 30 Jahren ausgelöst. Das Libanesische Pfund hat stark an Wert verloren.

Mehr: Putin, Pompeo und Erdogan – diese Interessen haben die Mächtigen im Libyen-Konflikt.

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