Nordirak IS-Kämpfer weiter auf dem Vormarsch

Extremisten der Bewegung „Islamischer Staat“ haben weitere Städte im Nordirak erobert. Die Kurden in der Region bitten die USA um Waffenlieferungen, um sich gegen die brutalen Kämpfer wehren zu können.

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Eine brennende Ölraffinerie im irakischen Baiji als Folge der Kämpfe zwischen irakischer Armee und IS-Kämpfern. Die Aufnahme ist auf den 30. Juli datiert. Quelle: dpa

Bagdad Die Extremisten der sunnitischen Bewegung Islamischer Staat haben nach Berichten von Zeugen mehrere Ortschaften im Norden des Iraks erobert, die bislang von kurdischen Kämpfern kontrolliert wurden. Die Städte Sumar und Sindschar sowie das Salah-Ölfeld und eine benachbarte Raffinerie seien den Rebellen in die Hände gefallen. Auf ihrer Internetseite erklärte die radikalislamische Organisation Islamischer Staat, sie habe zahlreiche kurdische Kämpfer getötet und neben den Städten auch zwölf Dörfer erobert.

In Sumar hissten die Extremisten auf Gebäuden die schwarze Flagge des Islamischen Staates. In anderen von ihnen eroberten Städten bildete das den Aufgalopp zu Massenhinrichtungen und der Durchsetzung fundamentalistisch-islamischer Vorschriften.

Die früher als Isis bekannte Bewegung Islamischer Staat hatte im Juni den Norden Iraks im Handstreich unter ihre Kontrolle gebracht und dort ein Kalifat ausgerufen. Viele irakische Soldaten desertierten angesichts der Offensive der Extremisten oder liefen zu ihnen über. Derzeit steht der Islamische Staat rund 100 Kilometer vor Bagdad und droht, auch die Hauptstadt einzunehmen. Zuvor hatten die Islamisten den Bürgerkrieg in Syrien ausgenutzt, um dort in einigen Gebieten ihre fundamentalistische Herrschaft zu errichten. Im Irak finden sie teilweise bei den Sunniten Unterstützung, die sich von der Mehrheit der Schiiten im Land unterdrückt fühlen. Die Schiiten dominieren die Regierung in Bagdad.

Die autonome Kurdenregion im Norden Iraks hat die USA um Waffen gebeten, um sich gegen die Kämpfer des Islamischen Staats zur Wehr setzen zu können. Ein entsprechendes Ersuchen sei von einer kurdischen Delegation Anfang Juli in Washington vorgetragen worden, hieß es in Kreisen der kurdischen und der US-Führung. Die USA hätten zugesagt zu prüfen, wie die Verteidigungsfähigkeit der Kurden verbessert werden könne.

Die Kurden erklärten, die US-Militärhilfe sei für einen Erfolg gegen die aus der Al-Kaida hervorgegangene Gruppe von entscheidender Bedeutung. Ihre Kämpfer benötigten Panzer, Ausrüstungen für Scharfschützen, gepanzerte Truppentransporter, Artillerie und Munition. Auf der Liste stünden zudem Schutzwesten, Helme sowie Tank- und Sanitätsfahrzeuge. Das werde nicht nur zum Schutz der Kurdengebietes gebraucht, sondern auch zur Verteidigung der irakischen Flüchtlinge, die sich in die Obhut der kurdischen Peschmerga-Miliz begeben hätten.

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