Nordkorea-Konflikt Chinas Präsident Xi mahnt Trump zu Zurückhaltung

Chinas Präsident Xi hat in einem Telefonat mit US-Präsident Trump zur Mäßigung im Nordkorea-Konflikt aufgerufen. Man sei sich aber einig, dass Pjöngjang sein „provokatives und eskalierendes Verhalten“ beenden müsse.

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FILE - In this Saturday, July 8, 2017, file photo, U.S. President Donald Trump, left, and China's President Xi Jinping arrive for a meeting on the sidelines of the G-20 Summit in Hamburg, Germany. Trump and his economic advisers see U.S. trade deficits as a sign of economic weakness. They point to 41 straight years of U.S. trade deficits as evidence that America has been out-competed, out-negotiated and flat out cheated by trading partners like China, Mexico and Germany, countries that consistently sell more to the United States than they buy. (Saul Loeb/Pool Photo via AP, File) Quelle: AP

Peking In der Krise mit Nordkorea hat Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump zu Zurückhaltung aufgerufen. Die betreffenden Parteien sollten Bemerkungen und Aktionen vermeiden, die zu einer Eskalation der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel führen könnten, sagte Xi Jinping nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua vom Samstag in dem Telefonat. Er fügte hinzu, dass China bereit sei, mit den USA zusammenzuarbeiten, um die Probleme „angemessen zu lösen“. Das Weiße Haus erklärte, beide Präsidenten seien sich einig gewesen, dass Nordkorea sein „provokatives und eskalierendes Verhalten“ beenden müsse.

Das Chinesische Zentralfernsehen zitierte Xi mit den Worten, sowohl Peking als auch Washington seien an einer Entnuklearisierung der Halbinsel interessiert. Gegenwärtig müssten die beteiligten Parteien aber Zurückhaltung in Worten und Taten üben, erklärte Xi demnach.

Das Telefongespräch folgte auf scharfe Äußerungen von Trump, der Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un mit „Feuer und Wut“ gedroht und ihn zuletzt am Freitag gewarnt hatte, dass die USA militärisch jederzeit „voll einsätzfähig“ seien. Nordkorea hatte im Gegenzug erklärt, sich darauf vorzubereiten, Raketen in Richtung der US-Pazifikinsel Guam abzuschießen. Durch die jüngsten nordkoreanischen Tests mit Interkontinentalraketen und die Sorge über unerwartet schnelle Fortschritte Nordkoreas bei der Entwicklung von Atomsprengköpfen hatten sich die Spannungen deutlich verschärft.

Zuvor hatte Trump Nordkorea erneut vor Drohgebärden oder militärischen Handlungen gewarnt. Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un „wird es schnell bereuen“, wenn er weitere Drohungen gegen das US-Außengebiet Guam, jegliches andere US-Territorium oder Verbündete der Vereinigten Staaten ausspreche oder diese angreife, sagte Trump am Freitag in seinem Golfclub in Bedminster im Staat New Jersey.

In einem Telefonat mit dem Gouverneur Guams, Eddie Calvo, versicherte Trump, dass die Insel sicher sei und die USA zu Tausend Prozent hinter Guam stehe. Bereits bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit US-Außenminister Rex Tillerson und der US-Botschafterin an die Vereinten Nationen, Nikki Haley, hatte Trump gesagt, dass alle Bewohner Guams „sehr sicher“ sein würden. „Glauben Sie mir.“ Er fügte hinzu, falls Guam irgendetwas passieren sollte, sei Nordkorea in „großen, großen Schwierigkeiten“.

Trotz der immer hitzigeren Rhetorik im Konflikt mit Nordkorea hoffe er, dass alles gut gehe, so Trump. Auf die direkte Frage, ob die USA in den Krieg ziehen würden, sagte er an die Reporter gewandt: „Ich denke, Sie kennen die Antwort darauf.“

Zehnmillionen von Amerikanern unterstützten seine Haltung gegenüber der atomaren Bedrohung durch Nordkorea, hatte Trump zuvor erklärt. „Endlich haben wir einen Präsidenten, der sich für unsere Nation einsetzt und für unsere Freunde und unsere Verbündeten einsetzt“, sagte er. Seine Kritiker beschwerten sich nur über seine Rhetorik, weil er sie ausgesprochen habe. Würde „jemand anderes“ Drohungen in Richtung Kim schicken, würde das als „ein großartiges Statement“ willkommen geheißen, so der Präsident.

In Richtung Berlin sagte Trump, Bundeskanzlerin Angela Merkel spreche beim Thema Nordkorea nicht für die USA. Merkel hatte gesagt, dass Trumps provokative Warnungen an Nordkorea die falsche Antwort seien. Trump kündigte an, noch am Freitag mit Chinas Präsidenten Xi Jinping über den Nordkorea-Konflikt sprechen zu wollen. Er werde den chinesischen Regierungschef anrufen, so Trump. Der US-Präsident hatte in der Vergangenheit China zur Mithilfe aufgefordert und der Volksrepublik mangelndes Handeln vorgeworfen.


Experte: Nordkorea kann USA kaum gefährden

Der deutsche Raketen-Experte Robert Schmucker rechnet nicht mit einer echten militärischen Auseinandersetzung zwischen Nordkorea und den USA. „Natürlich kann Nordkorea einige Raketen in Richtung Guam schießen, kann auch sogar eine Rakete in Richtung USA schicken“, sagte der Professor für Raumfahrttechnik an der TU München der Nachrichtenagentur dpa. So eine Rakete könne nicht mehr als eine kleine Nutzlast tragen - „aber mehr wird es nicht sein“.

Bei den jüngsten Tests der Nordkoreaner seien die Raketen nicht weit geflogen, erläuterte Schmucker. „Die sind nur hochgeflogen.“ Die Militärs um Machthaber Kim Jong Un hätten „sie hochgeschossen, damit sie in seiner Nähe runterkommen, denn wenn ich eine Rakete weit schieße, und der Wiedereintrittskörper runterkommt, dann muss man ihn beim Testen aus dem Meer holen und untersuchen“.

Die Nordkoreaner hätten aber keine Marinekräfte zur Bergung von Raketenteilen aus dem Meer. Vielmehr bestünde in so einem Fall die Gefahr, dass das Kriegsgerät in die Hände anderer Nationen falle. „Und das versucht er ja durch die Steilschüsse alles zu vermeiden, dass man weiß, was er kann“, sagte Schmucker.

Schmucker geht davon aus, dass US-Präsident Donald Trump den Konflikt vor allem mit Worten eskaliert. „Warum sollte er einen Atomkrieg anfangen?“ Die USA müssten aber reagieren: „Wenn einer sagt, ich schicke Raketen gegen Euch, dann muss er doch sagen, pass auf Kerle, sonst passiert Dir was“, so die Interpretation des Wehrtechnik-Professors.

Besser wäre es nach Schmuckers Einschätzung, die Provokationen des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un zu ignorieren: „Unartige Kinder machen das, damit die Erwachsenen auf sie schauen. Und das ist genauso. Er will Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit ... und wir reagieren so. Das ist falsch. Wir sollten sagen: Ja, ist nett, was Du machst, aber uns beeindruckt das nicht.“

Ohnehin werde die Region in Zukunft kaum stabiler werden, so Schmucker: „Südkorea will sich nicht mit Nordkorea vereinen, China will Nordkorea erhalten, Russland will Nordkorea erhalten, also wird das so bleiben. Außer, es gibt vielleicht intern einen Umsturz.“

Sollte das Regime in Pjöngjang fallen, könnten viele Nordkoreaner nach China und Südkorea flüchten. Zudem würde die Einflusszone der USA, die eng mit Südkorea verbündet sind, dann bis an die Grenzen Russlands und Chinas heranreichen -„sicher nicht im Interesse Chinas“, wie Schmucker sagt.

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