Trotzdem wurden auch Risse in den Beziehungen zwischen China und den USA deutlich. Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur machte die USA etwa für die Spannungen in der Korea-Krise mitverantwortlich. „Während die USA Nordkorea eine rücksichtlose Provokation und das Ignorieren internationaler Wünsche vorwerfen, facht Washington selbst die Flammen an“, schrieb Xinhua in einem Kommentar. Die US-Führung sende mehr Flugzeuge, Bomber und Raketenabwehrschiffe nach Ostasien. Außerdem unternehme Washington gemeinsame Militärmanöver mit seinen Verbündeten in der Region „in einer dramatischen Darstellung seiner präventiven Macht“.
Trotz dieser Rhetorik ist China frustriert über seinen traditionellen Verbündeten Nordkorea. Besonders die drei Atomwaffentests 2006, 2009 und im Februar dieses Jahres haben die Beziehungen belastet. Peking stimmte deswegen auch den jüngsten Sanktionen des UN-Sicherheitsrats gegen Pjöngjang zu. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist seitdem besonders angespannt. Nordkorea hat inzwischen den Waffenstillstandsvertrag von 1953 gekündigt. Das Regime drohte den USA mit einem präventiven Atomschlag und rief gegenüber Südkorea den „Kriegszustand“ aus.
Aber genau das könnte China und die USA nach Einschätzung von Experten näher zusammenbringen. „Ich denke, dass Nordkorea mit seinen Provokationen die rote Linie überschritten hat. Das wird China und die USA zu einer stärkeren Kooperation bringen“, sagte der Professor für Internationale Beziehungen an der Volksuniversität in Peking, Cheng Xiaohe, der Nachrichtenagentur dpa. „Es kann nicht mehr schlimmer werden als jetzt, also muss China handeln.“
Die Beziehungen der chinesischen Führung zu Kerrys Vorgängerin Hillary Clinton galten als schwierig. Die Volksrepublik hielt die Politikerin für unsensibel im Umgang mit diversen Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Wirtschaftsriesen, die von Menschenrechten bis hin zu Territorialstreitigkeiten im Südchinesischen Meer reichten. Die Hoffnungen auf eine Verbesserung im Umgang mit Kerry sind dem jüngsten Tenor in der chinesischen Presse zufolge groß.
Der neue Vertreter der Regierung von US-Präsident Barack Obama wollte seine Asien-Reise am Sonntag in Japan fortsetzen.