Nordkorea-Konflikt Donald Trumps gefährliches Spiel mit dem Verrückten-Image

Der US-Präsident demonstriert Stärke gegenüber Nordkorea, während sein Außenminister auf Dialog setzt. Das scheinbare Chaos ist Strategie und von Vorgänger Richard Nixon abgeschaut. Die Erfolgsaussichten: ungewiss.

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Donald Trump nimmt sich Richard Nixon zum Vorbild. Quelle: dpa

Wer behauptet, Donald Trump agiere in der Korea-Krise planlos, tut dem US-Präsidenten möglicherweise unrecht. Der Republikaner verfolgt, so behauptet er es zumindest seit nunmehr eineinhalb Jahren, in der Außenpolitik vor allem ein Ziel: unberechenbar zu bleiben. Details, wie er in den Konflikten in Syrien, Afghanistan oder auch in Nordkorea vorgehen wird, werde er nicht verraten, betont Trump stets. Dass die Kritiker lästern, die Begründung sei vorgeschoben, der Politik-Neuling habe vielmehr keinen Plan, lässt Trump kalt.

Wie dem auch sei: Das Ziel, unberechenbar zu sein, erreicht die US-Regierung dieser Tage ganz bestimmt. Seit dem Ausbruch der Korea-Krise gibt die US-Regierung ein uneinheitliches Bild ab. Auf der einen Seite: Donald Trump höchstpersönlich. Er droht unverhohlen gegen das kommunistische Regime. Das abgeschottete Land solle schnellstens von seinen Anfeindungen gegen die Vereinigten Staaten und Alliierten ablassen. Ansonsten drohe „Feuer und Zorn“ in einem Ausmaß, das die Welt noch nicht gesehen hat. Auf Kritik aus den USA an diesen Aussagen reagiert Trump in typischer Manier: Statt nachzugeben, legt er nach. Seine Drohung sei nicht zu hart, sondern eher zu weich. Das Militär jedenfalls sei bereit, jederzeit loszuschlagen.

Andere Mitglieder der Regierung – vor allem US-Außenminister Rex Tillerson – versuchen, zu beruhigen. Die US-Amerikaner könnten weiterhin ruhig schlafen, so der Top-Diplomat. Und: Sollte Pjöngjang von seinen Raketentests abrücken, sei Washington gesprächsbereit. Es gebe einen „Kanal“ hinter den Kulissen, der Nordkorea „offenstehe“. Auch Verteidigungsminister und Ex-General James Mattis betonte: „Die US-Bemühungen sind von der Diplomatie getrieben.“

Was stimmt nun? Genaues weiß man nicht. Während das Weiße Haus betont, auf Deeskalation zu setzen, gibt Trump den Verrückten, der impulsiv ist und zu Kurzschlussreaktionen neigen kann. Ein Image, das einst auch Präsident Richard Nixon pflegte. Der gab während des Vietnam-Kriegs den unberechenbaren und möglicherweise unzurechnungsfähigen Hardliner – und drohte mit dem Einsatz von Atomwaffen. So sollten die Ostblock-Staaten eingeschüchtert werden, und die Verhandlungsposition der USA verbessern. Die „Madman-Theory“, zu Deutsch: Theorie vom Verrückten, sollte das Bild Nixons in die Welt tragen, dass den Präsidenten keiner zurückhalten kann, wenn er in Wut gerät.

Donald Trump soll intern schon ein paar Mal Sympathie, gar Bewunderung, für diese Art der Verhandlungsführung gezeigt haben. Das Problem: die Erfolgsaussichten dieser Form von Außenpolitik sind ungewiss. Nixon hatte jedenfalls keinen Erfolg. Der Krieg in Vietnam dauerte nach seiner Ankündigung noch Jahre.

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