Nordkorea-Krise Der Versuch einer Konversation

Die diplomatischen Zwischentöne in der Nordkoreakrise machen Hoffnung auf Entspannung. In dem zuletzt stark aufgeladenen Konflikt, wäre Südkorea jetzt sogar bereit mit seinem Nachbarland zu reden.

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US-Generalstabschef Joseph F. Dunford (l) und der südkoreanische Präsident Moon Jae sprachen über die wachsende militärische Bedrohung durch Nordkorea. Quelle: dpa

Seoul Der südkoreanische Präsident Moon Jae In schlägt versöhnliche Töne gegenüber seinem Nachbarland Nordkorea an. Auf einer Pressekonferenz sagte Moon, man wolle unter Umständen diplomatische Vertreter in das Nachbarland im Norden schicken, um Gespräche mit dem Regime in Pjöngjang zu führen. Voraussetzung sei allerdings, dass Nordkorea weitere Provokationen stoppe. Das sagte Südkoreas Präsident Moon Jae In während einer Pressekonferenz.

Nordkorea hatte damit gedroht, Raketen in Richtung der US-Pazifikinsel Guam zu schicken, sollte es Anzeichen für Provokationen der USA geben. Daraufhin hatte Trump mit „Feuer und Zorn“ und einer militärischen Lösung gedroht. Zuletzt sandte Nordkoreas Machthaber Kim Jon Un aber ein Signal der Zurückhaltung und sagte, er wolle mit seiner Entscheidung über einen Start der Raketen abwarten. Trump lobt daraufhin Kim für seine „sehr kluge“ Entscheidung.

Die USA haben nach Angaben Moons zugesichert, vor einem Vorgehen gegen Nordkorea die Zustimmung der Regierung in Seoul einzuholen. US-Präsident Donald Trump habe das versprochen, sagte Moon am Donnerstag in Seoul auf einer Pressekonferenz. Er sei sicher, dass die USA auch mit Südkorea sprechen würden, bevor sie eine Militäraktion außerhalb der koreanischen Halbinsel starteten, die sich auf die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea auswirken könne.

„Ich kann mit Überzeugung sagen: Es wird auf der koreanischen Halbinsel keinen Krieg mehr geben“. Moon sagte, ein Dialog mit Nordkorea sei realistisch, wenn das Regime seine Raketen- und Atomtests einstelle. Sollte es damit jedoch fortfahren, drohten zusätzliche Sanktionen, die das verarmte Land nicht aushalten würde, sagte Moon.

In einem seltenen Interview äußerte sich nun auch Trumps umstrittener Chefstratege Steve Bannon zu dem Konflikt. Es gebe keine militärische Lösung für den Konflikt mit Nordkorea, sagte er dem „American Prospect“, „vergessen Sie es“. Zehn Millionen Menschen in Seoul würden in den ersten 30 Minuten nach einem Angriff sterben - und bis jemand diesen Teil der Gleichung aufgelöst habe, gebe es keine militärische Lösung.

US-Generalstabschef Joseph Dunford wiedersprach Bannon am Donnerstag. Eine mögliche militärische Lösung der Raketenbedrohung aus Nordkorea sei zwar „schrecklich“, gleichzeitig wäre es „unvorstellbar“, Pjöngjang zu erlauben, die Fähigkeiten für einen Atomangriff auf die USA zu entwickeln. US-Präsident Donald Trump habe angeordnet, „glaubwürdige, brauchbare militärische Optionen zu entwickeln, und genau das tun wir“, sagte der hochrangigste US-Militäroffizier.

Auch der südkoreanische Präsident mahnte noch einmal vor dem Überschreiten einer „roten Linie“. Falls Nordkorea die Entwicklung von Interkontinentalraketen vervollständigen und diese mit Atomsprengköpfen einsatzbereit machen sollte, würde er das als Grenzüberschreitung ansehen, sagte Moon. „Nordkorea nähert sich der roten Linie.“

Seit dem Korea-Krieg 1950 bis 1953 sind Südkorea und die USA mit Nordkorea formal im Kriegszustand. Sie haben keinen Friedensvertrag, sondern lediglich einen Waffenstillstand unterzeichnet.

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