Nordkorea Pjöngjang ist jederzeit zu neuem Atomtest in der Lage

Die Sorgen über Nordkoreas Atomprogramm sind groß. Sanktionen und mahnende Worte halfen bislang nichts. Es ist ungewiss, wie groß die Gefahr ist, die mittlerweile von Pjöngjang ausgeht.

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Nordkoreas Machthaber könnte jederzeit einen neuen Atomtest veranlassen. Quelle: AFP

Seoul Nordkorea ist nach Angaben Südkoreas jederzeit zu einem weiteren Atomversuch in der Lage. Pjöngjang sei dazu fähig, auf dem wichtigsten Nukleartestgelände des Landes in einem der ungenutzten Tunnel eine neue Atombombe zu zünden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul, Moon Sang Gyun, unter Verweis auf Erkenntnisse südkoreanische und US-Geheimdienste. Die USA planen derweil angeblich, als Zeichen der Stärke zwei atomfähige Überschallkampfflugzeuge nach Südkorea zu entsenden.

Vor drei Tagen hatte Nordkorea trotz internationaler Warnungen zum fünften Mal auf der Militäranlage Punggye-ri eine Atombombe getestet. Die Sprengkraft war stärker als bei allen bisherigen Nuklearversuchen Pjöngjangs. Den Test bezeichnete die kommunistische Führung als eine Reaktion auf die internationalen Sanktionen, die nach seinem vorangegangenen Atomversuch im Januar und dem Start einer Langstreckenrakete im Februar verhängt worden waren.

Nach dem erneuten Test hatte Nordkoreas Nuklearwaffenlabor verkündet, es wolle Maßnahmen ergreifen, um die Atomwaffenfähigkeit seines Landes weiter voranzutreiben. Die Erklärung wies laut Beobachtern auf einen möglicherweise bevorstehenden sechsten Atomtests hin.

Während Ministeriumssprecher Moon keine Beweise für die Einschätzung Südkoreas nannte, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap, es gebe Zeichen, dass der Norden Testvorbereitungen in einem bislang nicht verwendeten Tunnel abgeschlossen habe. Sie berief sich dabei auf Regierungskreise in Seoul.

Nach dem jüngsten Atomtest hatten Südkorea, die USA und ihre Verbündeten versprochen, den Druck auf Nordkorea weiter zu erhöhen. Schlechte Wetterbedingungen machten am Montag jedoch einen Plan des US-Militärs zunichte, Kampfjets aus Guam nach Südkorea zu schicken. Auf diese Weise hatten die USA auf vorherige Provokationen Nordkoreas reagiert.

Wie Yonhap berichtete, soll am Dienstag nochmals versucht werden, die beiden B-1-Bomber zu einem Luftwaffenstützpunkt nahe Seoul zu bringen. Sie sind in der Lage, 24 Atomwaffen zu tragen. Das US-Militär erklärte lediglich, es werde am Dienstag einige Flugzeuge entsenden.

Wut und Sorgen über den jüngsten nordkoreanischen Atomtest sind in Südkorea weiter groß. Präsidentin Park Geun Hye sprach am Montag von einer „Kriegsgefahr“ für die Koreanische Halbinsel. China, der wichtigste Handelspartner und Verbündete von Nordkorea, erklärte am Montag, es könne das nordkoreanische Atomprogramm nicht von alleine beenden. Wer ein Problem ausgelöst habe, müsse auch dafür sorgen, dass dieses gelöst werde, sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying in offensichtlicher Anspielung auf die USA. Damit reagierte Peking auf Forderungen des US-Verteidigungsministers Ashton Carter, Pjöngjang entscheidend zu beeinflussen.

Das Streben des abgeschotteten kommunistischen Landes nach Raketen und Atomwaffen ist eines der heikelsten außenpolitischen Probleme der USA und Südkoreas. Gespräche, in denen Pjöngjang für die Abrüstung dringend benötigte Entwicklungshilfe angeboten wurden, scheiterten und stehen seit Ende 2008 still.

Nach dem vierten Atomtest im Januar verhängten die Vereinten Nationen die schärfsten Sanktionen gegen Nordkorea seit zwei Jahrzehnten. Der erneute Test stellt allerdings infrage, ob Sanktionen das richtige Mittel sind, um einen Wandel zu erzwingen. Offiziell befinden sich die beiden Koreas weiterhin im Krieg, weil der Koreakrieg der Jahre 1950 bis 1953 nicht mit einem Friedensabkommen, sondern lediglich mit einem Waffenstillstand geendet hatte. Die USA haben rund 28 500 Militäreinheiten in Südkorea stationiert.

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