Wie stellen Sie überhaupt fest, woher ein Raketen-Bauteil stammt?
Das kann man sich wie bei verschiedenen Automarken vorstellen. Ein Audi bleibt immer ein Audi und sieht anders aus als ein BMW. Und einen Mercedes werden Sie auch nie mit einem Opel verwechseln. Es gibt sozusagen verschiedene Ingenieurshandschriften. Man muss sie nur lesen können.
So einfach geht das?
Naja, bei den nordkoreanischen Raketen konnten wir auf gute Bilder und Videos zurückgreifen. Wenn man die Fotos der nordkoreanischen Rakete und dem russischen Original nebeneinander legt, sieht selbst ein Laie gewisse Ähnlichkeiten. Dazu kommen kompliziertere Analysen: Mithilfe der Videoaufnahmen können wir den Schub der nordkoreanischen Rakete schätzen. Er passt zu dem des russischen Originals. Dann haben wir uns das Volumen der Tanks angeschaut. Auch das passt ins Bild. Es geht am Ende darum, möglichst viele Puzzleteile zu sammeln und zu schauen, ob sie ineinander passen. Hier funktioniert das perfekt.
Woher stammen die Triebwerke der nordkoreanischen Raketen genau?
Sie stammen von der RD250-Familie ab, deren Vorläufer schon in den 60er-Jahren als Basis für R16-Raketen dienten. Das ist sehr interessant, denn bislang trugen fast alle russischen Bauteile in Nordkorea die Handschrift des russischen Makejew-Büros. Das ist diesmal aber nicht der Fall.
Und was heißt das konkret?
Entweder hatten die Nordkoreaner noch Bauteile in ihren Lagern, die sie bislang nie genutzt haben, oder es gibt neue Lieferungen nach Nordkorea – auf welchen Wegen auch immer.
Welches Interesse könnten die Russen haben ihre Bauteile nach Nordkorea zu liefern?
Ich bin kein Politikwissenschaftler und weiß wie gesagt nicht, ob der russische Staat oder kriminelle Banden dahinter stecken. Aber wenn man sich die Außenpolitik Putins anschaut, sieht man ja, dass er gerne Trubel und Unruhe verursacht.