
Nach einem neuerlichen Mittelstreckenraketentest durch Nordkorea haben die USA, Japan und Südkorea eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. Das höchste UN-Gremium wollte noch am Montag zu Beratungen zusammenkommen, wie der US-Sender CNN unter Berufung auf die amerikanische Botschaft bei den Vereinten Nationen berichtete. Nordkorea hatte den Test vom Sonntag zuvor als Erfolg gepriesen. Das Land verfüge jetzt „über ein weiteres mächtiges Mittel für einen Atomangriff“, wurde Machthaber Kim Jong Un von den staatlich kontrollierten Medien zitiert.
China kritisierte den Test des international isolierten Nachbarlandes, dem Raketenversuche unter Verwendung ballistischer Raketentechnik durch UN-Resolutionen untersagt sind. Auch Russland reagierte besorgt. Das südkoreanische Vereinigungsministerium sprach nach dem Test von einer ernsthaften Sicherheitsbedrohung.
Inwieweit bei der Sitzung des Sicherheitsrats bereits über neue Strafmaßnahmen gegen das kommunistische Regime in Pjöngjang beraten werden soll, war zunächst unklar. Der Rat hatte die Sanktionen gegen Nordkorea nach dessen fünftem und bisher stärkstem Atomtest im September abermals verschärft.
Die bisherigen Machthaber Nordkoreas
Kim Il-sung führte das Land von 1948 bis zu seinem Tod 1994 mit einer eigenen Ideologie, die Nordkorea von anderen Staaten abschottete.Er gilt als der Staatsgründer Nordkoreas und wird bis heute als "Ewiger Präsident" verehrt. Sein Sohn Kim Jong-il wurde systematisch als Nachfolger aufgebaut.
Während sein Vater als "Ewiger Führer" verehrt wurde, schreibt die nordkoreanische Propaganda ihm die Attribute "geliebter Führer" und "Sonne des 21. Jahrhunderts" vor. Durch seinen frühen Tod 2011 herrschte er nur 17 Jahre über Nordkorea und machte das Land währenddessen zu einer Atommacht. Überraschend wurde erst ein Jahr vor dem Tod sein drittgeborener Sohn als Nachfolger präsentiert.
Als "Geliebter Führer" wird in der nordkoreanischen Propaganda dargestellt - und er hat mit nur 30 Jahren die Geschäfte in Nordkorea übernommen. Anders als sein Vater konnte er nicht als Nachfolger aufgebaut werden und muss sich seinen Platz in der nordkoreanischen Politik erst erkämpfen: Das macht er, in dem er sich durch hartes Auftreten auszeichnet, aber auch offen Fehler zugibt.
Nach Angaben Nordkoreas wurde bei dem Test am Sonntag eine „ballistische Mittel-Langstrecken-Rakete Pukguksong-2“ gestartet, bei der es sich um einen neuen Typ eines strategischen Waffensystems gehandelt habe. Machthaber Kim habe die Vorbereitungen für den Start der Boden-Boden-Rakete vor Ort selber geleitet und sich mit dem Testergebnis zufrieden gezeigt.
Die Rakete kann demnach einen atomaren Sprengkopf transportieren. Die Volksarmee könne ihre strategischen Pflichten jetzt „präziser und schneller an jedem Ort ausführen: unter Wasser oder auf dem Land“, sagte Kim. Der Machthaber hatte Anfang des Jahres davon gesprochen, dass Nordkorea den Test einer Interkontinentalrakete vorbereite.
Nordkoreas Raketentest wurde im Ausland als Verstoß gegen UN-Resolutionen verurteilt. Südkorea wertete den Test auch als eine Machtdemonstration gegenüber der neuen US-Regierung von Präsident Donald Trump. Nordkoreas Erklärung am Montag zeige, „dass Pjöngjang keine Absicht hat, sein Ziel aufzugeben, eine Atommacht zu werden“, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Vereinigungsministeriums vor Journalisten in Seoul.
Pjöngjang unternahm den Test, während Japans Ministerpräsident Shinzo Abe zu Gesprächen mit Trump die USA besuchte. Abe verurteilte das Verhalten Nordkoreas. Der Test sei nicht zu tolerieren, erklärte Abe bei einem gemeinsamen Auftritt mit Trump. Der US-Präsident erklärte, die USA stünden zu „100 Prozent“ hinter dem Verbündeten Japan.
Nach Angaben des südkoreanischen Militärs war die Rakete nach dem Start im Westen Nordkoreas 500 Kilometer weit geflogen und dann ins Japanische Meer (Ostmeer) gestürzt. Südkorea ging davon aus, dass es sich um eine verbesserte Version einer nordkoreanischen Musudan-Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von bis zu 4000 Kilometern gehandelt haben könnte. Militärs vermuteten, dass Nordkorea bei der Entwicklung des neuen Waffensystems zudem auf Technologien einer U-Boot-Rakete zurückgegriffen habe, die das Land im vergangenen August erfolgreich getestet habe, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.