




Nach dem von Nordkorea verkündeten Atomtest haben die USA, Südkorea und Japan dem kommunistischen Land mit einer starken internationalen Reaktion gedroht. Dafür werde Washington mit seinen Verbündeten die Zusammenarbeit verstärken, teilte das Weiße Haus nach einem Gespräch zwischen Obama, der südkoreanischen Präsidentin Park Geun Hye und Japans Regierungschef Shinzo Abe mit. Die Regierung in Seoul zog am Donnerstag bereits erste Konsequenzen: Der Zugang zum gemeinsam mit Pjöngjang betriebenen Industriepark Kaesong wurde eingeschränkt.
Am Vortag hatte Nordkorea bekanntgegeben, eine „miniaturisierte“ Wasserstoffbombe getestet und sein Nuklearwaffenarsenal damit auf eine neue Stufe gebracht zu haben. Sie diene der Selbstverteidigung und sei das Recht eines souveränen Staates, hieß es im staatlichen Fernsehen. Nordkorea hatte zuletzt im Februar 2013 einen Nukleartest ausgeführt.
Die bisherigen Machthaber Nordkoreas
Kim Il-sung führte das Land von 1948 bis zu seinem Tod 1994 mit einer eigenen Ideologie, die Nordkorea von anderen Staaten abschottete.Er gilt als der Staatsgründer Nordkoreas und wird bis heute als "Ewiger Präsident" verehrt. Sein Sohn Kim Jong-il wurde systematisch als Nachfolger aufgebaut.
Während sein Vater als "Ewiger Führer" verehrt wurde, schreibt die nordkoreanische Propaganda ihm die Attribute "geliebter Führer" und "Sonne des 21. Jahrhunderts" vor. Durch seinen frühen Tod 2011 herrschte er nur 17 Jahre über Nordkorea und machte das Land währenddessen zu einer Atommacht. Überraschend wurde erst ein Jahr vor dem Tod sein drittgeborener Sohn als Nachfolger präsentiert.
Als "Geliebter Führer" wird in der nordkoreanischen Propaganda dargestellt - und er hat mit nur 30 Jahren die Geschäfte in Nordkorea übernommen. Anders als sein Vater konnte er nicht als Nachfolger aufgebaut werden und muss sich seinen Platz in der nordkoreanischen Politik erst erkämpfen: Das macht er, in dem er sich durch hartes Auftreten auszeichnet, aber auch offen Fehler zugibt.
Die Mitteilung sorgte weltweit für Empörung. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Test scharf und erklärte, es würden neue Sanktionen ausgearbeitet. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, Nordkorea habe gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates verstoßen. Der Sicherheitsrat trat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen und erklärte anschließend, der Test sei eine fortgesetzte Bedrohung von Frieden und internationaler Sicherheit. Auch die Bundesregierung forderte Nordkorea auf, sich entsprechend der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates zu verhalten.
Viele Länder zogen jedoch in Zweifel, dass Nordkorea mit seinem als begrenzt geltenden Nukleararsenal zur Zündung einer Wasserstoffbombe in der Lage war. Der südkoreanische Geheimdienst erklärte, Pjöngjang habe eher eine Atom- als eine Wasserstoffbombe getestet. Darauf deute die relativ geringe Stärke des Erdbebens im Nordosten des Landes hin, das der Test ausgelöst habe, sagte der Abgeordnete Lee Cheol Woo. Die US-Regierung teilte ebenfalls mit, eine erste Analyse der Erderschütterung stimme nicht mit der Mitteilung Nordkoreas über eine H-Bombe überein.
Wasserstoffbomben sind zerstörerischer als Atombomben, jedoch viel schwieriger herzustellen. Nordkorea soll bereits über eine Handvoll Atombomben verfügen und sich seit langem bemühen, Atomsprengköpfe zu bauen, die auf einer Rakete mit einer Reichweite bis zum Festland der USA montiert werden können. Der Westen befürchtet, dass Nordkorea diesem Ziel mit jedem weiteren Atomtest näherkommen könnte.
US-Präsident Barack Obama stärkte seinen asiatischen Verbündeten angesichts einer möglichen nordkoreanischen Bedrohung den Rücken. In Gesprächen mit Japans Regierungschef Abe und der südkoreanischen Präsidentin Park bekräftigte Obama, dass sich die USA der Sicherheit ihrer Länder verpflichtet fühlen, wie das Weiße Haus erklärte.
Seoul ergriff bereits erste Maßnahmen. Der Industriepark Kaesong sei fortan für Besucher tabu, die nicht direkt mit den Gewerbeaktivitäten dort zu tun hätten, verkündete das Ministerium für Wiedervereinigung. Betroffen sind Kunden, potenzielle Käufer und Dienstleister der 120 südkoreanischen Unternehmen in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong. Für wie viele Menschen genau das Zutrittsverbot gelten würde, war zunächst unklar. Der Industriepark, in dem überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen mit billiger Arbeitskraft aus Nordkorea Waren wie Uhren und Modegüter herstellen, ist das letzte große innerkoreanische Projekt aus der Zeit der Annäherung.