Nothilfe Venezuelas Ärzte protestieren an Grenze gegen Blockade

Venezuela: Ärzte protestieren gegen Blockade von Hilfsgütern Quelle: REUTERS

Gegen die Blockade von Hilfsgütern durch das venezolanische Militär regt sich Widerstand von Ärzten. Oppositionsführer Guaidó warnt vor neuen Unruhen im Streit um die humanitäre Hilfe für die darbende Bevölkerung.

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Venezolanische Ärzte haben vor einer vom Militär blockierten Grenzbrücke nach Kolumbien freie Durchfahrt für Nothilfe für ihre Landsleute gefordert. Rund 24 Mediziner in weißen Kitteln postierten sich am Sonntag vor dem Eingang der Autobrücke Tienditas, die die Streitkräfte mit einem Tankwagen und zwei Frachtcontainern gesperrt haben. Die Demonstranten trugen eine riesige venezolanische Flagge und forderten ein Ende der Blockade. Die Ärzte gaben an, ganz bewusst auf der kolumbianischen Seite der Grenze zu protestieren. Bei einer ähnlichen Aktion auf ihrem Heimatboden würden ihnen nämlich Repressalien drohen, erklärten sie.

Vor der Grenzbrücke lagern Hilfsgüter, die die USA auf Wunsch des venezolanischen Oppositionsführers Juan Guaidó bereitgestellt haben. Er hat sich kürzlich zum rechtmäßigen Interimspräsidenten erklärt, da die Wiederwahl von Amtsinhaber Nicolás Maduro eine Farce sei und er dann als Parlamentspräsident gemäß der Verfassung einen Anspruch auf den Posten habe. Rund 50 Länder haben Guaidó anerkannt.

Maduro lehnt einen Rücktritt ab. Die humanitäre Hilfe will er zudem nicht durchlassen. Venezuela sei kein Land der Bettler, erklärte er. Die Lebensmittel, Hygieneartikel und Medikamente für notleidende Venezolaner sieht er als Teil einer US-Verschwörung mit dem Ziel, ihn aus dem Amt zu drängen.

Die Psychiaterin Katia Diaz übte scharfe Kritik an Maduros Kurs. Jeden Tag, an dem die Hilfsgüter auf den Transport nach Venezuela warten müssten, sei ein Tag mehr, an dem das Leben von Patienten in Gefahr sei. „Diese Container spiegeln die Arroganz eines Diktators wider“, sagte Diaz mit Blick auf die Blockade. „Es legt den Mangel an Menschlichkeit, an Einfühlungsvermögen in den Schmerz unseres Volkes offen.“

Oppositionsführer Guaidó nahm das Militär in die Pflicht, dessen Führung Maduro nach wie vor stützt. Die Streitkräfte sollten sich genau überlegen, wie sie im Streit um die humanitäre Unterstützung vorgehen wollten, sagte er bei einem Kirchenbesuch mit seiner Familie am Sonntag. Er warnte, dass der Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern von Hilfslieferungen zu gewaltsamen Zusammenstößen im Land führen könnte. „Es hängt von euch ab“, sagte er an die Adresse des Militärs. „Wir reden nicht um den heißen Brei herum. Wir reden klar und bestimmt und geben den Streitkräften einen Befehl: nämlich die Hilfe reinzulassen.“

Zwar haben die USA die Hilfsgüter gestellt und die kolumbianische Regierung deren Transport an die Grenze sichergestellt, doch liegt die Aufgabe der Verteilung in Venezuela bei der Opposition. Wie die Lieferungen über die Grenze gebracht werden sollen, wenn sich das Militär nicht fügt, haben Guaidó und seine Unterstützer indes bisher offengelassen.

Hilfsgüter als Politikum

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