Oligarch Wekselberg "Wir schaffen Grundlagen für russische Innovationen"

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Wekselberg:

Sie sind Dudleys Nachfolger bei TNK-BP, gleichzeitig bauen Sie Skolkowo auf. Wie lange lassen sich beide Jobs miteinander vereinbaren?

Wekselberg: Ab kommendem Jahr werde mich völlig auf Skolkowo konzentrieren und mein Amt bei TNK-BP niederlegen.

Sie sind auch Großaktionär der Schweizer Technologieunternehmen Oerlikon und Sulzer. Profitieren die beiden Konzerne von Ihrem Einstieg?

Wekselberg: Natürlich. Über unseren Einstieg bekommen beide Unternehmen Zugang zum riesigen russischen Markt, auf dem sie vorher praktisch nicht präsent waren. Oerlikon liefert bereits Anlagen zum Bau des ersten russischen Solarzellenwerks, auch Sulzer baut seine Präsenz am russischen Markt aus.

In Ihrer Wahlheimat, der Schweiz, hatten Sie in den vergangenen Monaten mächtig Ärger. Das Finanzdepartement wollte Sie zu einer Strafe verdonnern, weil Sie angeblich beim Verkauf von Oerlikon-Aktien gegen das Börsenrecht verstoßen haben.

Wekselberg: Wir haben den Konflikt auf eine Art und Weise gelöst, die zeigt, dass die Schweiz ein zivilisatorisches und demokratisches Land ist.

Sie haben das Verfahren gewonnen. Aber der Streit war monatelang Dauerbrenner in den Schweizer Medien.

Wekselberg: Natürlich war das Verfahren für uns nicht sehr angenehm, um es vorsichtig zu formulieren. Aber letztlich bin ich um eine Erfahrung reicher...

...um die Erfahrung, dass die Schweizer keine russischen Oligarchen mögen?

Wekselberg: Ich verstehe jetzt besser, wie das Schweizer Rechtssystem funktioniert. Das ist nicht schlecht, das ist nützlich.

Stört es Sie nicht, dass man superreiche Russen wie Sie überall auf der Welt ständig nur abfällig Oligarchen und nicht wie im Westen Investoren nennt?

Wekselberg (lacht): Ich weiß ja selbst nicht genau, was der Begriff überhaupt bedeutet. Aber Sie haben recht, und es ist schon so, dass Oligarch manchmal sogar ein Schimpfwort ist.

Wundert Sie das?

Wekselberg: Die Wurzeln dafür liegen sicherlich in der Privatisierung des Volksvermögens in der Sowjetunion in den Neunzigerjahren...

...die so manchen aus dem sowjetischen Regierungsapparat oder Startup-Unternehmer schnell sehr reich gemacht hat, während die breite Masse der Bevölkerung verarmte.

Wekselberg: Im Grunde geht es doch um etwas anderes, nämlich um das Verhältnis der Menschen zu erfolgreichen Unternehmern, die in der Praxis eben oft sehr reich sind. In den Vereinigten Staaten von Amerika sind solche Leute Stars, der Stolz der Nation. In Sozialdemokratien europäischen Zuschnitts, vor allem aber in Russland, betont man bei erfolgreichen Geschäftsleuten eher die Schattenseiten.

Fast jeder zweite Hochschulabsolvent in Russland will beim Staat arbeiten. Wie will Ihr Land innovativ werden, wenn sich kaum jemand traut, Unternehmer zu werden?

Wekselberg: Ich glaube, das ändert sich langsam. Schauen Sie, vor ein paar Wochen ging das russische Internet-Unternehmen Mail.ru in London an die Börse. Die Gründer haben unter anderem Anteile am sozialen Netzwerk Facebook gekauft. Dann wagen sie selbst einen Börsengang und werden über Nacht zu Milliardären, weil der Markt ihre Idee akzeptiert. Solche Beispiele wird es in Zukunft viele weitere geben. Und ich hoffe, dass darunter auch das eine oder andere Skolkowo-Unternehmen sein wird.

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