Anfang 2019 will der Golfstaat Katar aus der Opec austreten. Immerhin 57 Jahre war das Land Mitglied des Ölkartells. Das Emirat war das erste Land, das die fünf Opec-Gründungsmitglieder Saudi-Arabien, Irak, Iran, Kuwait und Venezuela 1961 nur ein Jahr nach Gründung der Organisation ergänzte. Die heute insgesamt 15 Mitglieder fördern insgesamt rund 33 Millionen Barrel Öl pro Tag und damit rund ein Drittel allen Öls dieser Welt.
Ölinvestoren schockt der Ausstieg des Emirates aus der Öl-Organisation trotzdem nicht. Denn Katar ist mit einer Ölförderung von zuletzt rund 60.000 Barrel pro Tag nur ein kleinerer Produzent der Opec. Katars Ausstieg ist vielmehr eine Antwort auf den politischen Streit, den der Golfstaat seit Juni unter anderem mit dem Förderriesen Saudi-Arabien führt. Saudi-Arabien und auch die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten hatten die Beziehungen zu Katar abgebrochen, weil sie Katar die Unterstützung von Terroristen und eine zu enge Beziehung zu Saudi-Arabiens Erzfeind Iran vorwerfen. Katar weist diese Anschuldigungen zurück.
Jetzt macht Katar mit seinem Ausstieg aus der Opec Schwergewicht Saudi-Arabien bei seinen Bemühungen um eine einheitliche Haltung der Opec-Länder einen Strich durch die Rechnung. Das ist eine politische Ohrfeige für Saudi-Arabien, und verschärft den Konflikt zwischen den Ländern weiter. Die Opec-Treffen waren immer auch ein Ort des Austausches. Zwischen Katar und den restlichen Opec-Mitgliedern fällt dieser zukünftig weg.
Andere Opec-Länder könnten Katar folgen
„Außer dem symbolischen Charakter erkenne ich keine größeren Implikationen in Katars Entscheidung, weder für den Ölpreis noch für das Ölkartell', sagt Eugen Weinberg, Chef-Rohstoffstratege der Commerzbank. Algeriens früherer Energieminister Chakib Chelil betonte aber die psychologische Bedeutung von Katars Entscheidung. Andere Opec-Mitglieder könnten sich Katar anschließen und damit Konsequenzen ziehen aus den jüngsten Alleingängen Saudi-Arabiens, so Chelil. Die Organisation stehe womöglich vor einem historischen Wendepunkt. Saudi-Arabien stimmt sich in Fragen der Ölproduktion zunehmend mit Russland ab, das nicht zur Opec gehört. Außerdem steht das Königreich unter besonderem Druck durch US-Präsident Donald Trump, der auf niedrige Ölpreise pocht.
Für einen steigenden Ölpreis aber werden die restlichen Opec-Mitglieder sorgen, wenn sie bei ihrem nächsten Treffen in Wien Ende dieser Woche tatsächlich beschließen sollten, die Fördermenge weiter zu reduzieren. Im Dezember 2016 hatten die Opec-Mitglieder zusammen mit den kooperierenden Nicht-Opec-Staaten eine Förderkürzung beschlossen. Beim kommenden Halbjahrestreffen könnte diese verlängert oder sogar verschärft werden. Damit soll ein Anstieg der Ölpreise erreicht werden, nachdem diese seit Oktober um fast 30 Prozent eingebrochen sind. Laut der Internationalen Energieagentur liegt der Bedarf an Opec-Öl für 2019 bei rund 1,7 Millionen Barrel unter der aktuellen Produktion.
Schon Anfang dieser Woche verteuerte sich der Preis für die Ölmarke Brent um knapp drei US-Dollar auf 62 Dollar pro Barrel, nachdem sich Saudi-Arabien und Russland darauf geeinigt hatten, auch nach 2019 weiter zusammen arbeiten zu wollen, um den Ölmarkt zu managen.