Die Ungleichheit nehme immer dramatischere Formen an, warnt die britische Hilfsorganisation kurz vor Eröffnung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos in einem Bericht. Schuld daran seien nicht zuletzt die Steueroasen für Reiche und Superreiche.
„Wir leben in einer Welt, deren Regeln für die Superreichen gemacht sind“, meint der Oxfam-Mitarbeiter Tobias Hauschild. „Nötig ist dagegen ein Wirtschafts- und Finanzsystem, von dem alle profitieren. Konzerne dürfen sich nicht länger aus ihrer Verantwortung stehlen. Sie müssen ihre Gewinne dort versteuern, wo sie sie erwirtschaften.“ Die Politik müsse die Steueroasen trockenlegen.
Die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer tiefer, warnte Oxfam am Montag. So sei das Vermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung in den vergangenen fünf Jahren um rund eine Billion US-Dollar geschrumpft. Das sei ein Rückgang um 41 Prozent - obwohl die Bevölkerung in dieser Zeit erheblich zugenommen habe.
Doch das Vermögen der reichsten 62 Menschen sei in diesem Zeitraum um mehr als eine halbe Billion US-Dollar gewachsen. Lediglich neun der reichsten Menschen seien Frauen, fügte Oxfam hinzu.
Wo die meisten Millionäre leben
Spanien: 1 Prozent
In Spanien sind Hunderttausende ohne Arbeit – das Land kämpft immer noch mit den Nachwehen der Euro-Krise. Einige scheinen trotzdem Gewinne zu machen. Insgesamt 89.000 neue Millionäre verzeichnet Spanien. Insgesamt leben dort 465.000 Millionäre - das entspricht einem Prozent aller Millionäre weltweit.
Schweiz: 2 Prozent
Die Reichen bunkern nicht nur ihr Schwarzgeld in der Schweiz – viele leben auch dort. Insgesamt beherbergt die Schweiz 700.000 Millionäre.
Kanada: 3 Prozent
In Kanada leben 1.100.000 Millionäre, das sind 105.000 als im Vorjahr und drei Prozent aller Millionäre weltweit. Damit verzeichnet Kanada den siebtgrößten Millionärszuwachs weltweit.
China: 3 Prozent
China ist die größte Volkswirtschaft der Welt und verzeichnet rasante Wachstumsraten. Bei den Superreichen zeichnet sich das nur bedingt ab. Ganze acht Länder haben im vergangenen Jahr mehr Millionäre hervorgebracht. Trotzdem: 90.000 neue Millionäre können sich sehen lassen. Insgesamt gibt es in China 1.100.000 Millionäre.
Australien: 4 Prozent
In Australien lassen es sich mittlerweile 1.200.000 Millionäre gutgehen. Das sind 106.000 mehr als im Vorjahr.
Italien: 5 Prozent
Italien steckt immer noch in der Wirtschaftskrise. Das merken längst nicht alle Einwohner. 216.000 können sich dort als Neu-Millionäre bezeichnen. Italien beherbergt damit 1.500.000 Millionäre.
Deutschland: 6 Prozent
Deutschland legte kräftig zu: 243.000 Millionäre sind im vergangenen Jahr hinzugekommen, sodass heute 1.900.000 Millionäre hierzulande leben.
Frankreich 7 Prozent
Frankreich verzeichnet den drittgrößten Millionär-Zuwachs. 310.000 neue Millionäre kamen im Jahr 2014 hinzu, sodass nun 2.400.000 Millionäre das Leben in Frankreich genießen.
Japan: 8 Prozent
In Japan hat sich die Zahl der Millionäre binnen eines Jahres um 91.000 erhöht. Mittlerweile leben dort 2.700.000 Millionäre.
USA: 41 Prozent
2013 lebten in den USA noch 12.500.000 Millionäre – 2014 kamen eineinhalb Millionen hinzu, sodass die USA nun über 14.000.000 Einwohner mit über eine Millionen US-Dollar beherbergt.
Damit verzeichnen die USA auch den größten Millionärszuwachs weltweit - insgesamt lebt dort nahezu die Hälfte aller Millionäre.
Als Gegenmaßnahme fordert Oxfam: Bekämpfung der Steuerflucht, höhere Investitionen in den öffentlichen Sektor sowie Anstrengungen, die Einkommen von Niedrigst-Verdienern zu erhöhen.
Die Investitionen von Unternehmen in Steuerparadiesen hätten sich zwischen 2000 und 2014 vervierfacht. Neun von zehn der weltweit führenden Großunternehmen hätten Präsenzen in mindestens einer Steueroase. Alleine mit den Einnahmen, die afrikanische Staaten dadurch verlören, ließe sich die Gesundheitsversorgung für Mütter und Kinder auf dem Kontinent sicherstellen. Das würde pro Jahr rund vier Millionen Kindern das Leben retten, meint Oxfam.
Obdachlose Frauen in Nepal.