Oxfam-Studie US-Firmen horten Billionen in Steueroasen

Die 50 größten US-Unternehmen lassen der Entwicklungsorganisation Oxfam zufolge immer größere Summen in Steueroasen fließen und damit am US-Fiskus vorbei.

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US-Konzerne horten laut einer Oxfam-Studie 1,6 Billionen Dollar in Steueroasen. Quelle: Fotolia

US-Unternehmen schleusen laut einer Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam gigantische Geldbeträge am Fiskus vorbei. In dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht kommt Oxfam America gemeinsam mit dem Institute for Taxation and Economic Policy zu dem Schluss, dass die untersuchten Firmen im Jahre 2015 rund 1,6 Billionen US-Dollar an Gewinnen in Steueroasen verschoben haben. Das entspricht laut Oxfam einem Anstieg um 200 Milliarden Dollar seit 2014 und in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung Kanadas. Im Vergleich zum Vorjahr zeichnet sich ein Anstieg um rund 200 Milliarden Dollar ab. Dazu hätten sich die US-Konzerne mehr als 1750 Tochterfirmen und Zweigniederlassungen bedient.

Die Organisation betont, dass sich die Firmen mit diesen Strategien im legalen Rahmen bewegten. Die Analyse zeige jedoch, dass das Steuersystem es Konzernen ermögliche, sich um ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl zu drücken. Statt des gesetzlich vorgeschriebenen US-Steuersatzes von 35 Prozent hätten die untersuchten Unternehmen dank verschiedener Schlupflöcher im Schnitt nur 25,9 Prozent gezahlt. Andere Analysen kommen zu noch niedrigeren Werten.

Zudem bemühen sich die Firmen laut Oxfam zunehmend um politische Einflussnahme. Zwischen 2009 und 2015 hätten die untersuchten Unternehmen 2,5 Milliarden Dollar für Lobbyarbeit in Richtung der US-Regierung ausgegeben, davon seien 325 Millionen für Steuerfragen aufgewendet worden. Das Problem betreffe aber nicht nur die USA, meinte Oxfam-Steuerexperte Tobias Hauschild. „Bei internationalen Konzernen ist Steuervermeidung mittlerweile Volkssport.“

Die "schlimmsten Steueroasen" der Welt
British Virgin Islands Quelle: dpa
Mauritius Quelle: dpa Picture-Alliance
Barbados Quelle: REUTERS
Jersey Quelle: Marion Neuhau - Fotolia
Bahamas Quelle: worachatphoto.com copyrighted 2014 - Fotolia
Zypern Quelle: dpa
Hongkong Quelle: dpa

US-Präsident Donald Trump dürfte das ein Dorn im Auge sein. Er hat sich zum Ziel gesetzt, im Ausland geparkte Gewinne von US-Konzernen ins Land zurückzuholen. Die von Trump und den Republikanern geplante Steuerreform dürfte das System aber laut Oxfam eher noch ungerechter machen. Statt Großkonzerne in die Pflicht zu nehmen, würden diese zulasten der Unter- und Mittelschicht noch weiter begünstigt. Die Organisation fordert, Unternehmen weltweit zu mehr Steuertransparenz zu verpflichten und mit Sanktionen gegen Steueroasen den „ruinösen Wettlauf um Niedrigsteuergesetze“ aufzuhalten.

Der Bericht beruht laut Oxfam auf der Auswertung von Steuererklärungen und anderen öffentlich zugänglichen Berichten. Zwischen 2009 und 2015 hätten die untersuchten Unternehmen demnach rund 2,5 Milliarden Dollar für Lobbyarbeit ausgegeben. Damit hätten sie großzügige Steuervergünstigungen erreicht. "Bei internationalen Konzernen ist Steuervermeidung mittlerweile Volkssport. Das betrifft nicht nur die USA", sagte Oxfam-Steuerexperte Tobias Hauschild. Die Firmen prellten die Staaten dadurch um Mittel, die diese für Bildung, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur bräuchten. Oxfam forderte, dem einen Riegel vorzuschieben. Es könnten beispielsweise Strafsteuern auf solche Transaktionen erhoben werden.

Die großen Industrie- und Schwellenländer arbeiten bereits seit Jahren daran, Steuerschlupflöcher für international tätige Konzerne zu schließen sowie mit mehr Transparenz und Zusammenarbeit Steuerbetrügereien einzudämmen.

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