Panama Ex-Diktator Manuel Noriega ist tot

Panamas Ex-Diktator Manuel Noriega ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Der Offizier mit dem „Ananas-Gesicht“ diente sich Washington als Agent an, mischte im Drogenhandel mit – und saß lange im Gefängnis.

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Panamas Ex-Diktator Noriega ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Quelle: dpa

Panama-Stadt CIA-Agent und Drogenhändler, brutaler Machtmensch und geschickter Strippenzieher. Als Chef der Nationalgarde war Manuel Noriega in den 1980er Jahren der starke Mann in Panama. Nach seinem Sturz durch eine US-Militärinvasion saß er ununterbrochen im Gefängnis. Jetzt ist der frühere Diktator im Alter von 83 Jahren gestorben.

Noriega kam als uneheliches Kind in Panama-Stadt zur Welt und wuchs in einem kirchlichen Pflegeheim auf. Als junger Mann besuchte er eine Militärakademie in Peru. Nach seiner Rückkehr nach Panama trat er 1964 in die Nationalgarde ein. Wegen seines pockennarbigen Gesichts wurde er auch „Cara de Piña“ (Ananas-Gesicht) genannt. Er verhalf dem damaligen Chef der Nationalgarde, General Omar Torrijos, zur Macht und baute in den folgenden Jahren als Chef des militärischen Geheimdienstes seine eigene Macht als „starker Mann“ Panamas aus. Er ließ zivile Präsidenten seiner Wahl ernennen und wieder absetzen.

Als Agent des US-Auslandsgeheimdienstes CIA arbeitete er zunächst mit den Vereinigten Staaten zusammen und lieferte Informationen über die kolumbianischen Drogenkartelle. Allerdings war er selbst in den Rauschgifthandel verwickelt. Weil Waffen für die rechten Contra-Rebellen in Nicaragua über Panama geliefert wurden, drückten die US-Behörden aber lange ein Auge zu.

Zudem hatten die USA ein besonders Interesse an einer guten Beziehung zur panamischen Regierung, weil sie den strategisch wichtigen Panama-Kanal und die Militärakademie School of the Americas in dem mittelamerikanischen Land betrieben. Aus den Vereinigten Staaten kamen widersprüchliche Signale: Während das Außenministerium Noriega wegen seiner Drogengeschäfte und Menschenrechtsverletzungen loswerden wollte, schätzten das Verteidigungsministerium und die CIA den General als Verbündeten im Kampf gegen den Kommunismus.

„Er hatte gegen jeden etwas in der Hand – gegen die Opposition und wahrscheinlich auch gegen Verbündete“, sagte der frühere CIA-Chef in Panama, Donald Winters, in einer TV-Dokumentation. „Er hat uns nie die Zusammenarbeit verweigert, wenn wir Informationen von ihm wollten.“

Als Noriega zunehmend nationalistische Töne anschlug und seine Verbindungen zum kolumbianischen Medellín-Kartell immer offensichtlicher wurden, wendete sich das Blatt in Washington. „Die Geschichte von General Manuel Antonio Noriega ist eine der schwersten Fehler in der US-Außenpolitik“, urteilte 1989 eine Kommission des US-Senats. „Er hat die US-Politik gegenüber seinem Land manipuliert und sich fast absolute Macht in Panama gesichert. Jede US-Behörde, die mit ihm zu tun hatte, verschloss die Augen vor Korruption und Drogenhandel.“

Bei der Wahl im Mai 1989 gewann die Opposition. Noriega erkannte den Sieg allerdings nicht an und ließ Demonstrationen brutal niederschlagen. Im Oktober putschte eine Gruppe Soldaten gegen den General und setzte ihn kurzzeitig fest. Allerdings scheiterte der Staatsstreich letztendlich und Noriega ließ die Verschwörer hinrichten.

Im Dezember 1989 landeten US-Truppen im Rahmen der Operation „Just Cause“ in Panama, um Noriega zu stürzen. Bei dem Einsatz kamen offiziellen Schätzungen zufolge rund 3000 Menschen ums Leben. Die genaue Zahl und die Identität der Opfer ist allerdings unklar, weil viele Leichen in anonymen Massengräbern bestattet wurden.

Noriega floh in die päpstliche Nuntiatur in Panama-Stadt. Tagelang beschallten die US-Marines die Botschaft mit lauter Rock-Musik, bis sich der frühere Machthaber am 3. Januar 1990 den Soldaten stellte. Wegen Drogenhandels wurde er in den USA zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.

Nachdem er seine Haft in den Vereinigten Staaten abgesessen hatte, wurde Noriega an Frankreich ausgeliefert. Dort verurteilte ihn ein Gericht wegen Geldwäsche. Nach Einschätzung der französischen Behörden hatte er seine Drogengelder in Immobilien in Frankreich investiert. 2011 wurde er an Panama ausgeliefert und saß im Gefängnis El Renacer in der Kanalzone wegen Folter und Ermordung von zehn Putschisten im Jahr 1989 ein.

Zuletzt packte ihn die Reue. Er habe in seiner langen Haft viel Zeit zum Nachdenken gehabt und zu Gott gefunden, sagte er 2015 in einem Fernsehinterview. „Ich bitte alle um Vergebung, die sich durch meine Taten angegriffen, geschädigt oder gedemütigt fühlen.“

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