Pariser Abkommen Drei Szenarien für den Klimaschutz

Egal ob US-Präsident Donald Trump den Ausstieg aus den UN-Vereinbarungen zum Schutz der Erdatmosphäre verkündet: Die amerikanische Regierung wird ausscheren aus der Riege der Umweltfreunde. Doch es gibt auch etwas Grund zur Hoffnung.

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Die Kuppel des Kapitols in Washington ist hinter den Schornsteinen des Kapitol Kraftwerks, dem einzigen Kohlekraftwerk in der US Hauptstadt, zu sehen Quelle: dpa

Szenario 1: Der Ausstieg aus dem Klimaschutz-Abkommen von Paris

US-Präsident Donald Trump hat verschiedene Möglichkeiten auszusteigen. Am weitreichendsten wäre, wenn der Präsident die völkerrechtliche Vereinbarung von Paris mitsamt den zu Grunde liegenden UN-Regeln aufkündigt.

Die USA wären dann neben Syrien und Nicaragua das einzige Land weltweit außerhalb des Abkommens. Dessen Ziel ist, die Erderwärmung auf unter zwei Grad gegenüber vor der Industrialisierung zu begrenzen. Trump hatte den Klimawandel im Wahlkampf als Erfindung der Chinesen bezeichnet.

Doch eine Kündigung dauert – auch wenn sich die US-Regierung schon vorher nicht mehr gebunden fühlen würde. Die Vereinigten Staaten haben zwei Möglichkeiten: Sie können die gesamte Klima-Rahmenkonvention verlassen oder nur das Pariser Abkommen aufkündigen. Schneller geht es, die Rahmenkonvention mit den Regeln der Uno-Klimadiplomatie abzustreifen. Ein Rückzug dauert nach der schriftlichen Kündigung etwa ein Jahr. Doch schon die Frage, ob der US-Präsident das allein bestimmen kann oder den amerikanischen Senat braucht, würde wahrscheinlich vor Gericht landen.

Das Pariser Abkommen von 2015 legt fest, dass ein Land, das die Rahmenkonvention verlässt, auch nicht mehr Teil der Pariser Vereinbarungen ist. Das Abkommen lässt sich schwerer aufkündigen. Erst drei Jahre nach dem Inkrafttreten für einen Staat kann dieser den  Rücktritt schriftlich ankündigen. Frühestens ein Jahr später ist er dann raus. Das Abkommen von Paris ist am 4. November 2016 in Kraft getreten. Ein Austritt wäre also erst im November 2020 möglich.

Am 3. November 2020 wird aber in den Vereinigten Staaten voraussichtlich der Präsident neu gewählt. Ein neuer Amtsinhaber könnte Trumps Vorarbeit ignorieren.

Szenario 2: Ein bisschen Sabotage und das Ende des nationalen Klimaschutzplanes in den USA

Weil es mühsam ist, die UN-Vereinbarungen abzustreifen, könnte Trump einen anderen Weg gehen. Bereits jetzt hat der Präsident per Erlass Entscheidungen seines Vorgängers Barack Obama aufgehoben, sodass die Zusagen des Landes für den Weltklimavertrag ohnehin kaum noch einzuhalten wären.

Bleiben die USA einfach Mitglied, können sie dennoch sabotieren – etwa indem sie nicht das versprochene Geld an ärmere Länder für deren Klimaschutz zahlen oder sich bei Details querstellen, die fürs Abkommen noch geklärt werden müssen.

Deutschland und die EU haben auf allen diplomatischen Kanälen versucht, Trump von einem Austritt abzubringen. Dazu wurde wohl auch signalisiert, dass die Vereinigten Staaten nachträglich Nachlass bei ihren nationalen Verpflichtungen zum Schutz der Atmosphäre bekommen könnten. Das geht bei einem ratifizierten Vertrag eigentlich nicht.

Das Kalkül der anderen Regierungen ist in diesem Fall aber: Bleiben die USA drin, ist das viel wert, auch wenn sie sich höchstens noch dem Papier nach an den Vertrag  halten. Die Kompromisswilligen in der UN wissen: Ist Trump erst einmal weg, dauert es für jede Nachfolgeregierung sonst sehr lang, ehe sie wieder im Klimaschutz-Abkommen und bei allen Vereinbarungen dazu mitmachen kann. Das wollen die anderen vermeiden – kostbare Jahre im Kampf gegen die Erderwärmung würden verloren gehen, heißt es.

Das Weltklima wird Trump überstehen

Szenario 3: Die Wirtschaft macht ihr eigenes Ding, die anderen Staaten engagieren sich stärker

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagt, der Klimaschutz werde so oder so weitergehen. Mit oder ohne Trump.  "Acht Jahre würde das Weltklima auch noch überstehen ohne die Vereinigten Staaten", sagt die SPD-Politikerin. So lange dauern die maximal zwei Amtszeiten eines amerikanischen Präsidenten. Das ist ein Stück Selbstbeschwörung, doch auch etwas berechtigter Hoffnung.

Bei den meisten Staaten, die sich 2015 in Paris zum Klimaschutz verpflichtet haben, ist klar, dass sie eher mehr als weniger tätig werden wollen. So sagte Chinas Ministerpräsident Li Keqiang nun in Berlin, der Kampf gegen den Klimawandel liege im Interesse seines Landes. China ist vor den USA der größte Treibhausgas-Produzent. Russland bekräftigt, die Regierung stehe zum Abkommen. Auch Indien hat so reagiert.

Auch innerhalb der USA stößt Trump auf Widerstand. Zahlreiche Unternehmen haben an den Präsidenten appelliert, den Vertrag nicht aufzukündigen. Konzerne wie Apple, aber auch Industrieriesen wie Dow Chemical und Exxon sind dabei – traditionell eher keine Vorkämpfer für die Umwelt. Tesla-Chef Elon Musk kündigte an, sollten die USA den Vertrag verlassen, werde er nicht länger als Berater Trumps arbeiten. Bundesstaaten wie Kalifornien bekennen sich zudem zum Kampf gegen den Klimawandel und machen eigene Vorgaben zur Verminderung schädlicher Gase.

Bleibt der unberechenbare Amtsinhaber maximal vier Jahre im Weißen Haus, geht der Klimaschutz mit den übrigen Willigen wohl weiter. Weder wird Trump den dynamischen Ausbau erneuerbarer Alternativen schnell ausbremsen, noch wird er dem Klimaabkommen irreparablen Schaden zufügen. Womöglich werden dann aber andere Staaten mit technologischen Neuerungen aufwarten, die in den USA während der Amtszeit Trumps von offizieller Seite nicht gefragt waren. 

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