Parlamentswahlen Linke vor Wahlsieg in Frankreich

Der frisch gekürte Präsident François Hollande darf auf eine linke Mehrheit im französischen Parlament hoffen. Der rechtsextreme Front National kommt laut inoffiziellen Hochrechnungen auf 13 bis 14 Prozent.

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Vor seiner Stimmabgabe gibt sich Frankreichs Präsident François Hollande siegessicher. Quelle: dapd

Brüssel/Paris Das linke Lager um Frankreichs neuen Präsidenten François Hollande hat die erste Runde der Wahlen zur Nationalversammlung gewonnen. Nach ersten offiziellen Hochrechnungen kommt allein Hollandes Sozialistische Partei (PS) auf 275 bis 315 Sitze, berichtete der TV-Sender TF 1. Zusammen mit den Sitzen der Grünen (12-16) und des Linksbündnisses Front de Gauche (13-18) erreicht die PS damit problemlos die absolute Mehrheit. Die konservativ-rechte UMP des abgewählten Präsidenten Nicolas Sarkozy kam den Hochrechnungen zufolge nur auf 230 bis 270 Sitze.

Rund einen Monat nach dem Amtsantritt des sozialistischen Präsidenten François Hollande wurde vor der Wahl eine linke Mehrheit auch in der Nationalversammlung erwartet. Offen war, ob die Sozialisten zusammen mit verbündeten Einzelkandidaten und den Grünen eine eigene absolute Mehrheit schaffen. Möglicherweise brauchen sie die Unterstützung links von ihnen stehender Parteien in der Nationalversammlung. Hollande hatte vor dem Urnengang die Franzosen aufgerufen, ihm eine „breite, solide Mehrheit“ im Parlament für seine Reformpolitik zu geben.

Rund 46 Millionen Wähler waren aufgerufen, bis zum Abend über die 577 Sitze in der Nationalversammlung zu entscheiden. 6603 Kandidaten hatten sich um ein Mandat beworben. Anders als in Deutschland werden in Frankreich alle Abgeordneten in einer Persönlichkeitswahl nach dem Mehrheitswahlrecht bestimmt. Dadurch werden in der Regel zwei Wahlgänge nötig: In der ersten Runde ist nur gewählt, wer auf Anhieb die absolute Mehrheit schafft.

Bei der ersten Runde der Parlamentswahl in Frankreich hatte sich zuvor eine schwache Wahlbeteiligung abgezeichnet. Bis Mittag gaben 21,06 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab und damit rund 1,5 Prozent weniger als vor fünf Jahren, wie das Innenministerium mitteilte. Traditionell liegt die Wahlbeteiligung bei Parlamentswahlen in Frankreich niedriger als bei der Präsidentschaftswahl. Bei der ersten Runde zur Präsidentschaftswahl am 22. April hatte die Wahlbeteiligung am Mittag bei 28,3 Prozent gelegen. Bei der Stichwahl zwischen Hollande und Sarkozy am 6. Mai gaben insgesamt rund 80 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Für die Parlamentswahl wurde ursprünglich eine Beteiligung von rund 60 Prozent erwartet.

In der zweiten Runde, die am kommenden Sonntag stattfindet und in die alle einziehen, die mindestens 12,5 Prozent der Wahlberechtigten für sich gewinnen konnten, gewinnt der Kandidat mit den meisten Stimmen. Vor allem für die Rechtsextremen von der Front National geht es darum, mit möglichst vielen Kandidaten in die zweite Runde zu kommen.

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