Parteitag in Nordkorea Kim Jong Un entdeckt die Planwirtschaft

Nordkoreas Führer will die Wirtschaft des Landes entwickeln, um die Macht der Partei und das Atomwaffenarsenal zu stärken. Dazu belebt er ein altes Mittel der Planwirtschaft neu: den Fünf-Jahresplan.

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An seiner Macht gibt es keine Zweifel: Nordkoreas erster Mann Kim Jong-Un auf dem Parteikongress. Quelle: dpa

Tokio Nordkoreas Führer Kim Jong Un bleibt auf dem ersten Kongress der Koreanischen Arbeiterparteitag seit 36 Jahren seiner Marschrichtung treu. Die bisher veröffentlichten Reden zeigen deutlich, dass er unter dem Motto „byungjin” zwei Dinge gleichzeitig verfolgen will: die Entwicklung der Wirtschaft und des Atomarsenals.

So stellte er erstmals seit der Zeit seines Großvaters, des „ewigen Präsidenten“ Kim Il Sung einen Fünf-Jahresplan vor. Zwar sind die Ziele noch vage. „Er ist notwendig, um die Stärke der politisch-ideologischen und militärischen Macht weiter zu verstärken,“ erklärte Kim den Delegierten. Doch immerhin über nimmt er damit im Gegensatz zu seinem Vater mehr Verantwortung für die ökonomische Entwicklung. Sein Vater hatte ohne die Verlautbarung dieser im kommunistischen Staaten üblichen Entwicklungspläne regiert.

Darüber hinaus feierte Kim Nordkoreas Aufstieg zur Atommacht, den die internationale Staatengemeinschaft dem Land untersagt. Doch Kims einziges Zugeständnis an die UNO, die sein Land seit dem vierten Atombombentest Anfang des Jahres mit verschärften Sanktionen noch stärker isoliert hatte, war rhetorisch und nur eine Wiederholung bisheriger Verlautbarungen.

Als „verantwortungsbewusster Atomwaffenstaat“ werde seine Republik Atomwaffen nicht einsetzen, solange die Souveränität des Landes nicht durch eine aggressive feindliche Macht mit Atomwaffen verletzt würde. Nordkorea werde „seine Obligation für eine Nichtverbreitung erfüllen und nach einer globalen atomaren Abrüstung streben“, sagte Kim.


Indizien für neuen Atomtest

Für viele außerhalb des Landes mag diese Aussage wie Hohn klingen, zumal Südkoreas Regierung und amerikanische Think-Tanks Indizien für einen möglichen weiteren Atomtest sehen. Aber Kims Rhetorik ist Teil von Nordkoreas Sicht der Welt. Das Regime sieht sich permanent von den USA und Südkorea bedroht, wie der Führer bereits am ersten Tag in seiner Eröffnungsrede deutlich gemacht hatte.

Die Anstrengungen der Menschen vor dem Parteitag hätte den festen Glauben und Willen der Nordkoreaner demonstriert, „die triumphierend vor den Augen der Welt eine gedeihende Nation aufbauen, in dem sie die bösartigen Manöver der feindlichen Kräfte mit ihren Sanktionen und Strangulation zerschmettern“, sagte Kim. Damit hätten sie die „unerschöpfliche Kraft des heroischen Koreas“ gezeigt.

Die Zustimmung der Delegierten ist Kim sicher. 3467 Abgeordnete hätten Stimmrecht auf dem Parteitag, 200 Rederecht, hatte der Führer am ersten Tag erklärt. Nebenbei bemerkt: 315 sind Frauen.

Man kann zudem davon ausgehen, dass sein Volk die Botschaften vernimmt. Denn Kims Reden werden im Fernsehen wie auch den Zeitungen verbreitet. Außerdem sorgt die Partei nach einem Bericht der auf Nordkorea spezialisierten Internetseite Daily NK dafür, dass die Nachrichten vom Kongress nicht ungehört verhallen. Quellen aus Nordkorea hätten Daily NK berichtet, das sich die Menschen Land auf, Land ab an bestimmten Orten versammeln mussten, um Reportagen über den Parteitag zu sehen.

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