Polen Präsidentenberater wirft Juden Passivität im Holocaust vor

Als Reaktion auf Israels Kritik hat ein Berater von Polens Präsidenten Juden vorgeworfen, sich im Holocaust passiv verhalten zu haben.

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Der Berater des polnischen Präsidenten, Andrzej Zybertowicz, wirft den Juden während des Holocausts Passivität vor. Quelle: dpa

Warschau
Im Zusammenhang mit dem umstrittenen Holocaust-Gesetz hat ein Berater des polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda Juden der Passivität während der Shoa beschuldigt. Die israelische Kritik an dem Gesetz komme von einem „Gefühl der Scham über die Passivität der Juden während des Holocausts“, erklärte Berater Andrzej Zybertowicz in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Zeitung „Polska-The Times“.

Zybertowicz ist Soziologie-Professor an der staatlichen Nikolaus-Kopernikus-Universität in Torun und zugleich Präsidentenberater. Er twitterte am Freitag einen Link zu dem Artikel. Die israelische Kritik an dem Gesetz sei antipolnisch und zeige, dass das Land darum kämpfe, „das Monopol am Holocaust zu behalten“, erklärte er in dem Interview. Viele Juden hätten sich im Krieg an Denunziation und Kollaboration beteiligt. Er glaube, dass Israel das noch nicht aufgearbeitet habe, erklärte er in dem Interview.

Jüdischer Widerstand wie etwa der Aufstand im Warschauer Ghetto 1943 widersprechen der Darstellung vermeintlich jüdischer Passivität. Zu kleineren Aufständen kam es auch in Todeslagern wie Sobibor und Treblinka, wo sich unbewaffnete verhungernde Gefangene schwer bewaffnetem deutschen Wachpersonal gegenübersahen.

Duda unterzeichnete das Gesetz am Dienstag. Das Gesetz verbietet es unter Androhung von bis zu drei Jahren Haft, Polen als Nation für Holocaust-Verbrechen der deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg verantwortlich zu machen. In Israel stieß das Gesetz auf scharfe Kritik. Dort wird befürchtet, dass es der Regierung erlaubt, die Rolle von Polen schönzufärben, die sich Verbrechen an Juden während des Zweiten Weltkriegs mitschuldig gemacht haben.

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