Politische Beziehung zu Kuba Darauf einen Cuba libre

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Auch in Kuba steigt langsam der Lebensstandard

Kuba ist heute eines der wenigen Länder mit zwei Währungen. Während die Touristen nur mit dem Peso Convertible zahlen dürfen (der faktisch mit dem Kurs 1:1 ausgerechnet an den US-Dollar gebunden ist), sind die Einheimischen im Wesentlichen auf den Inlands-Peso verwiesen, der bei 1:24 zur Ausländerwährung notiert. Die Versorgungslage für die Kubaner ist nicht üppig, aber auch nicht miserabel. Die Auswahl ist nicht riesig, aber die wesentlichen Dinge des tägn Bedarfs liegen in den Regalen. Freilich gibt es Produkte, die nur zu hohen Preisen zu bekommen sind. Als Alltags-Tauschmittel und Trinkgeld-Ersatz Immer noch beliebt sind Seifen und Kosmetikartikel westlicher Produktion.

Da Betteln faktisch verboten ist – Geber wie Empfänger machen sich strafbar, wenn Ausländer konvertible Pesos oder Dollars verteilen -, sieht sich der ausländische Gast bisweilen spitzfindigen Angeboten ausgesetzt. Da Bargeldtransfer nicht erlaubt ist, könne man ja vielleicht mal gemeinsam einkaufen gehen, gern in jenen Touristen vorbehaltenen Supermärkten, in denen die Auswahl deutlich größer, die Preise allerdings auch deutlich höher sind.

Freilich steigt auch in Kuba der Lebensstandard zwar langsam, aber beständig. Auch wenn das Land beispielsweise rund 70 Prozent der Lebensmittel einführen muss, erzielt es Handelsbilanzüberschüsse. Möglich macht’s der Tourismus, nicht nur von Neckermann. Auf der Halbinsel Varadero, der gängigsten Badeadresse der Insel, steht  heute schon über weite Strecken ein All-inclusive-Hotel für Westgäste neben dem anderen, viele betrieben von internationalen, insbesondere spanischen Ketten. Und entlang der vierspurigen Erschließungsstraße wachsen immer neue und noch größere Strandburgen mit bis zu tausend Zimmern heran. In wenigen Jahren könnten hier vielleicht auch US-amerikanische Betreiber ihre Häuser hochziehen.

Dazu bedarf es freilich noch eines gewissen politischen Kulturwandels. Noch sind im Straßenbild antiamerikanische Parolen zu sehen und Großplakate mit jenen in den USA inhaftierten Kubanern, die dort als Spione gelten. Doch nun hat der Gefangenenaustausch eine erste Bresche geschlagen.

Wer im Revolutionsmuseum in Havanna nicht nur Hemden, Hosen und Schuhe von Fidel Castro, Ernesto „Che“ Guevara und Camilo Cienfuegos anschaut, sondern auch zum gläsernen Schaupavillon und der ewigen Flamme hinübergeht, passiert ein Comic-artiges Wandbild, auf dem der Dank an die „Bastarde“ dar- und diese bloßgestellt sind, die eng mit der kubanischen Revolution verbunden seien: Natürlich der Diktator Fulgenico Battista, der den Umsturz überhaupt erst notwendig machte. Dann die US-Präsidenten Ronald Reagan und George H.W. Bush, die mit ihrer Politik die Revolution befördert und gefestigt hätten. Und schließlich „Bastard“ George Bush (Sohn), dargestellt mit Teufelsohren und einem Hakenkreuz-Stahlhelm, dem Dank gebühre, weil er „die Revolution unumkehrbar gemacht hat“.

Barack Obama wird in diese verächtliche Heldenriege wohl nicht mehr aufgenommen. Aber vermutlich sorgt er ja auch mit dafür, dass die Revolution umkehrbar wird.

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