Polytechnische Hochschule Tauziehen um besetzte Hochschule in Hongkong dauert an

Die wenigen noch auf dem Universitätsgelände befindlichen Demonstranten denken nicht an Aufgabe – und verstecken sich im Labyrinth der Campusgebäude.

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Studierende haben sich in der Universität verschanzt. Quelle: dpa

Weniger als hundert regierungsfeindliche Demonstranten harren am frühen Mittwoch noch in der Polytechnischen Universität in Hongkong aus. Einige hatten sich zuvor ergeben, mehr als 1000 wurden bei teils waghalsigen Fluchtversuchen festgenommen, wie Augenzeugen Reuters berichteten. Die Demonstranten versuchten, sich auf wartende Motorräder abzuseilen oder durch die Kanalisation zu entkommen. Die Polizei suchte über Nacht mit Scheinwerfern nach möglichen Flüchtlingen. Bisher hatte sie Tränengas- und Gummigeschosse eingesetzt, um die in der Universität verschanzten Besetzer aus dem Gebäude zu treiben.

Damit folgt die Polizei dem Aufruf der Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam nach einem humanen Ende der Belagerung, die zu den heftigsten Zusammenstößen seit Beginn der Proteste vor mehr als fünf Monaten führte.

Die wenigen noch auf dem Universitätsgelände befindlichen Demonstranten denken nicht an Aufgabe und verstecken sich im Labyrinth der Campusgebäude – ein Lehrer habe es ihnen geraten, sagt ein 19-jähriger Student, der sich Paul nennt. „Ich weiß schon, wo ich mich verstecken werde“, sagte er, als er in einem Hoodie, Shorts und Hausschuhen auftauchte, um in der Kantine nach Frühstück zu fragen. „Ich habe genug Nahrung für mindestens eine Woche und werde dann sehen, was passiert.“

Zwei Demonstranten in Ganzkörperpanzern, die Metallstangen schwingen, haben während ihrer Nachtschicht die Bewegungen der Polizei draußen beobachtet und legen sich nun in der Bibliothek schlafen. „Wir brauchen etwas Energie, um uns auf den großen Kampf vorzubereiten. Jetzt, da nicht mehr viele von uns übrig sind, will die Polizei vielleicht stürmen“, sagte ein ehemaliger Student namens Marc, 26. „Wir kennen diesen Ort, es ist unser Zuhause und es ist ein Labyrinth. Und wir haben Waffen. Wir werden jetzt nicht aufgeben, dafür ist es zu spät“, betonte er.

Nach einem Wochenende gewaltsamer Zusammenstöße haben die Demonstranten immer noch Vorräte an Benzinbomben, Pfeilen anderen behelfsmäßigen Waffen. „Es ist immer noch unglaublich, dass wir es so lange verteidigt haben“, sagte ein 21-jähriger Student namens Ricky. „Seit die Polizei die Kontrolle übernommen hat, bekamen es viele mit der Angst zu tun und gingen. Jetzt fühlen sich einige von uns verzweifelt und sind unglücklich darüber, dass wir etwas Unterstützung verloren haben.“

Seit Juni demonstrieren immer wieder Zehntausende Menschen für Demokratie und gegen die Hongkonger Regierung, der sie zu große Nähe zur Führung in Peking vorwerfen. Die anfangs friedlichen Proteste schlugen zuletzt immer mehr in Gewalt um. Viele Demonstranten befürchten, dass es zu noch mehr Blutvergießen kommt und sich womöglich Chinas Militär in den Konflikt einschaltet.

Mehr: Wenn Peking den Unmut in Hongkong nicht noch anheizen will, sollte die chinesische Zentralregierung endlich aufhören, weiter zu zündeln. Ein Kommentar.

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