Porträt Donald Trump: Der (Un-)Mögliche

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Globalisierung wird als Gefahr verkauft

Trumps Erfolgsgeheimnis: Pöbeleien gegen Politiker in der Hauptstadt Washington, die korrupt und unfähig seien. Und natürlich Angriffe auf China und Mexiko, die angeblich Jobs und Ideen der US-Amerikaner klauen. „Wir haben unterschätzt, dass diese Themen nicht nur bei einer kleinen Gruppe von weißen, eher ungebildeten Männern ankommen – sondern auch in weiten Teilen der nicht international aufgestellten Geschäftstreibenden populär sind“, sagt Martin Thunert, Dozent und Politikwissenschaftler am Center for American Studies der Universität Heidelberg, über die Umfrageerfolge von Donald Trump.

Obwohl die amerikanische Wirtschaft wächst, obwohl die Arbeitslosenquote seit Jahren sinkt und derzeit bei nur noch fünf Prozent liegt, gibt es in weiten Teilen der Vereinigten Staaten die diffuse Angst, abgehängt oder überholt zu werden. Von aufstrebenden Ländern und Wirtschaften, wie Mexiko, Vietnam oder China. Die Globalisierung wird – abseits der Metropolen mit ihren Tech-, Dienstleistungs- und Finanzzentren – als Gefahr gesehen. Den Verängstigten verspricht Trump Unterstützung. In Form von Steuererleichterung und Deregulierung, aber auch durch Abschottung nach außen.

Konkurrenten aus dem Ausland sollen mit Einfuhrbeschränkungen ferngehalten werden, den Freihandel sieht Trump als Gefahr für die USA.

Die ökonomische Unvernunft ballt sich bei Trump so arg zusammen, dass sich diese Woche der ehemalige New Yorker Bürgermeister und Milliardär Michael Bloomberg genötigt sah, womöglich in den Präsidentschaftswahlkampf einzusteigen. Bloomberg war auch mal Republikaner, wurde dann parteilos. Und sieht offenbar eine Lücke namens ökonomischer Sachverstand im Wahlkampf entstehen. Ob er damit reüssiert? Kann man bezweifeln. Aber er führt den Republikanern, die mal als Partei von Maß und Mitte galten, ihre Unzulänglichkeiten vor.

Die Verzweiflung der Republikaner

Die Grand Old Party jedenfalls schäumt ob Trumps bisherigem Durchmarsch. Der Senator von Texas, Ted Cruz, zweifelt an den Überzeugungen Trumps. Dieser sei kein Konservativer, sondern ein Liberaler von der Ostküste. Jeb Bush, der Mann, der mal als möglicher nächster Präsident galt, bevor er von Trump einfach überrollt wurde, will sich als Mann der Mitte positionieren und kritisiert in TV-Spots die radikalen Töne seines Konkurrenten. Sein Problem: Es hört ihm niemand mehr zu.

Und so verpuffen die Angriffe auf Trump bislang.

Donald Trump fordert Obamas Rücktritt
Obama soll zurücktreten Quelle: REUTERS
Donald Trump Quelle: AP
Waterboarding und noch "viel schlimmere" MethodenDer republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump will im Fall eines Wahlsieges nicht nur die höchst umstrittene Verhörmethode „Waterboarding“ gegen Terroristen wiedereinführen. Er würde noch „verdammt viel Schlimmeres“ zulassen, als diese Form des simulierten Ertränkens, sagte der Multimilliardär in der letzten TV-Debatte der republikanischen Kandidaten vor der nächsten Vorwahl am Dienstag im Bundesstaat New Hampshire. Bei Waterboarding wird dem gefesselten Häftling Wasser übers Gesicht gegossen und damit das Gefühl des Ertrinkens vermittelt. Die Praktik sei nicht annähernd so extrem wie die „mittelalterliche“ Taktiken, derer sich Terroristen im Nahen Osten bedienten, sagte Trump weiter. Quelle: AP
Donald Trump Quelle: REUTERS
Der Wahlkampf des Milliardärs Donald Trump um das US-Präsidentenamt hat schon einige markante Forderungen hervorgebracht, nun hat Trump erneut mächtig auf den Putz gehauen: Er spricht sich für ein komplettes Einreiseverbot von Muslimen in die USA aus. Trumps Forderung kommt wenige Tage nach einer mutmaßlichen Terrorattacke im kalifornischen San Bernardino, bei der 14 Menschen erschossen wurden. Eine Täterin hatte sich vor der Attacke als Anhängerin der Terrormiliz Islamischen Staat (IS) offenbart. Die beiden Täter waren Muslime. Die Forderung reiht sich ein in eine ganze Sammlung von provokanten Äußerungen des Unternehmers im Wahlkampf... Quelle: dpa
Donald Trump Quelle: REUTERS
KlimaschutzAnlässlich des Besuchs von Papst Franziskus in den Vereinigten Staaten Ende September sagte Trump, er glaube nicht an die globale Erwärmung und halte den Klimawandel nicht für ein drängendes Problem, sondern ein natürliches Phänomen. Klimaschutz-Auflagen für amerikanische Firmen hält er daher er für falsch. Quelle: AP

Nahezu jeder Wahlkampfauftritt des Immobilientycoons wird im Fernsehen übertragen; auf YouTube gibt es jederzeit abrufbereit die besten Ausschnitte von und mit Trump. Und: Obwohl schon 69 Jahre alt, nutzt Trump die sozialen Medien so erfolgreich wie kein zweiter Kandidat. Auf Twitter folgen 5,8 Millionen Menschen dem Republikaner, auf Facebook sind es 5,4 Millionen. Damit erreicht er dort drei Mal mehr Bürger als sein Rivale Ted Cruz – und gleich 17 Mal so viele Menschen wie Jeb Bush. Trump gibt sich in den sozialen Netzwerken wie im realen Leben: Er tönt, er provoziert, er wütet.

„Obwohl er Milliardär ist, hat er nie vergessen, wer das Rückgrat unseres Landes ist: die kleinen und mittelständischen Betriebe“, behauptet McKerrin. Das habe Trump nicht nur stets betont, sondern immer auch entsprechend gehandelt. „Denken Sie an den Fall Maytag – und wie Trump anschließend Maxim Advertising rettete“, diktiert der Gas- und Wasserinstallateur dem Journalisten in den Block.

Noch vor der Finanzkrise gab der Haushaltsgerätehersteller Maytag nach über 100 Jahren sein Hauptquartier in Newton, Iowa, auf. 4000 Jobs gingen verloren, die meisten an Mexiko, wo fortan produziert wurde. In einer TV-Dokumentation schilderten kleine Zuliefererbetriebe, wie der Fortzug von Maytag auch ihre Existenz bedroht. David McNeer, der eine kleine Produktionsfirma betreibt, die Werbeartikel herstellt, beschrieb seine Sorgen und Nöte. Einen Tag nach der Ausstrahlung meldete sich Trump bei ihm. Er wolle helfen und Geschäfte mit McNeer machen. „Kein einziger Politiker hat sich bei mir gemeldet. Kein Bürgermeister, kein Senator“, beklagt McNeer noch heute. Trump aber „habe großes Herz bewiesen“ und „Wort gehalten“ und mit seinen Aufträgen die Produktion am Leben gehalten. Noch heute arbeiten beide zusammen, McNeer produziert Buttons und Autoaufkleber für die Trump-Kampagne.

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