Lissabon Portugal hat im vergangenen Jahr so wenige neue Schulden angehäuft wie noch nie seit der Rückkehr zur Demokratie 1974. Das Defizit belief sich auf 2,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, wie das Statistikamt am Freitag in Lissabon mitteilte. Damit wurde die mit der EU-Kommission für das vergangene Jahr ausgehandelte Marke von 2,5 Prozent von der sozialistischen Minderheitsregierung eingehalten. 2015 lag die Neuverschuldung mit 4,4 Prozent noch klar über der in den EU-Verträgen festgelegten Obergrenze von drei Prozent. Für das laufende Jahr erwartet das Statistikamt einen weiteren Rückgang auf 1,6 Prozent.
Die portugiesische Wirtschaft ist zuletzt drei Jahre in Folge gewachsen. Portugal, das 2014 nach einer schweren Krise ein internationales Rettungsprogramm verlassen konnte, zählt zusammen mit Italien zu den am höchsten verschuldeten Volkswirtschaften in der Euro-Zone hinter Griechenland - vor allem weil 2014 und 2015 zwei Banken mit Steuergeldern gerettet werden mussten. Die Verbindlichkeiten summieren sich auf 130,4 Prozent der Wirtschaftsleistung. „Erst wenn der Schuldenstand im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt sinkt, kann von einer Verbesserung der wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen gesprochen werden“, sagte Analyst Filipe Garcia vom Finanzhaus Informacao de Mercados Financeiros. Das Statistikamt rechnet für dieses Jahr mit einem Rückgang auf 128,5 Prozent.
Von neuen Einschnitte bei den öffentlichen Investitionen raten Experten ab. "Es wäre besorgniserregend, wenn das für die Haushaltssanierung benötigt wird", sagte Ökonom Jose Cerdeira von der Banco BPI.