Wie aber kann es sein, dass sich die USA seit über drei Jahrzehnten ein Handelsdefizit leisten können? Dies liegt schlicht daran, dass ausländische Investoren bereit sind, die Nettokäufe des Landes zu finanzieren, indem sie US-Staatsanleihen, Aktien, Immobilien oder Unternehmensanteile kaufen.
Zwar ist nicht garantiert, dass dies in den kommenden Jahrzehnten so weiter geht, ausgeschlossen ist es aber auch nicht. Natürlich wollen ausländische Gläubiger eines Tages ausgezahlt werden, aber dann können die Schulden an die nächste Generation von Kreditgebern weitergegeben werden.
Nimmt die ausländische Nachfrage nach Anlagen in den USA allerdings ab, fallen auch deren Preise, und die entsprechenden Zinsen würden steigen. Höhere US-Zinsen würden dazu führen, dass Investitionen innerhalb der USA weniger attraktiv werden und die Sparquote steigt – was eine Abnahme des Handelsdefizits zur Folge hätte. Dies würde den US-Exporteuren und den Unternehmen helfen, die jetzt mit ausländischen Importen konkurrieren.
Aber auch dies ist nur ein Teil der Wahrheit. Ein sinkendes Defizit würde nicht nur dazu führen, dass Haushalte und Unternehmen weniger Güter und Dienstleistungen zur Verfügung haben, sondern setzt auch voraus, dass die Exportprodukte für ausländische Käufer attraktiver und die ausländischen Güter für US-Käufer weniger attraktiv werden. Dies bedeutet niedrigere US-Exportpreise und höhere Importpreise - was durch eine Abwertung des Dollars erreicht wird.
Experten schätzen, dass zur Verringerung des US-Handelsdefizits um ein Prozent des BIP die Exportpreise um zehn Prozent sinken oder die Importpreise um zehn Prozent steigen müssten. Um eine etwa ausgeglichene Handelsbilanz zu erreichen, das Defizit also um zwei Prozent des BIP zu verringern, müssten beide Preisänderungen gleichzeitig stattfinden.
Aber da die US-Exporte 15 Prozent und die Importe 12 Prozent des BIP ausmachen, hätte ein zehnprozentiger Rückgang der Exportpreise einen Rückgang des durchschnittlichen (inflationsbereinigten) Realeinkommens um 1,5 Prozent zur Folge. Entsprechend würde eine zehnprozentige Steigerung der Importpreise die Realeinkommen um weitere 1,2 Prozent verringern.