Wir dürfen auch nicht vergessen, dass der zunehmende Gebrauch von Robotern und Computern in der Produktion dazu beiträgt, dass Arbeitnehmer weniger Stunden arbeiten müssen. Wir in den USA haben da einen Nachholbedarf: Der durchschnittliche US-Arbeitnehmer arbeitet derzeit 1790 Stunden im Jahr, 30 Prozent mehr als in Deutschland mit 1371 Stunden.
Weniger Arbeitsstunden bedeuten für viele ein angenehmeres Leben mit längeren Ferien und Wochenenden. Ökonomisch gesehen bedeutet die Arbeitszeitverkürzung bei gleichem oder steigendem Wohlstand auch mehr Nachfrage für touristische und gastronomische Dienstleistungen und viele neue Arbeitsplätze in diesen und ähnlichen Sektoren. Um die Gesamtzahl der Arbeitsplätze muss man sich darum keine Sorgen machen. Hinzu kommt, dass die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung den Arbeitskräftebedarf im Gesundheitssektor und bei der Altenpflege wachsen lässt.
Schon jetzt finden sich 81 Prozent aller amerikanischen Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor. Jahr für Jahr werden es mehr. Wer seinen Arbeitsplatz in der Industrie oder auf dem Bau verloren hat, kann hier unterkommen – und so wird es weitergehen, auch wenn die Computer noch effizienter werden als heute.
So entwickeln Sie die richtige Digitalstrategie
Bernd Holitzner ist seit 2010 Geschäftsführer des Beratungsunternehmens menovo GmbH, das sich auf Automation, Optimierung und Beratung von Geschäftsprozessen spezialisiert hat.
Er rät: "Ermitteln Sie den aktuellen Prozessablauf – über Abteilungsgrenzen hinweg. Stellen Sie Start- und Endpunkt des Gesamtprozesses fest und definieren Sie Haupt- und Subprozesse. Zum Schluss eruieren Sie die verwendeten Tools. Wahrscheinlich haben Sie erste Schwachstellen und Optimierungspotenziale aufgedeckt. Jetzt können Sie sich vergewissern, ob die gestellte Anforderung diese berücksichtigt."
"Prüfen Sie, ob die Anforderung die Unternehmensstrategie berücksichtigt. Ein Beispiel ist der Onboarding-Prozess. Die IT-Abteilung erwartet, dass Software installiert und Berechtigungen angelegt werden. Die Unternehmensstrategie fordert, dass der Prozess effizienter wird. Diese Bedürfnisse müssen Sie in Einklang bringen."
"Analysieren Sie die Optimierungspotenziale des aktuellen Prozesses. Das sind Prozessschritte, die die Unternehmensstrategie nicht unterstützen. Wenn Sie eine fundierte Auswertung benötigen, führen Sie eine Prozesskennzahlenanalyse durch. Dokumentieren Sie die Optimierung anschließend detailliert."
"Anhand des Optimierungskonzeptes erkennen Sie, wo technische Unterstützung sinnvoll ist. Formulieren Sie, welchen Bedarf die Technik erfüllen soll. Soll die Fehleranfälligkeit im Dokumentenmanagement reduziert werden? Sollen Informationen firmenweit zugänglich werden?"
"Häufig existieren in Unternehmen Tools, die die Anforderungen erfüllen. Durch Kommunikationsdefizite oder mangelnde Prozesskenntnis werden diese nicht berücksichtigt. Überprüfen Sie genauer den Nutzen und die Potenziale der eingesetzten Tools. Erfüllen bestimmte Tools den Bedarf nicht? Dann untersuchen Sie mit der gleichen Akribie die Auswahl neuer Tools."
"Heutzutage ändert sich der Bedarf eines Unternehmens kontinuierlich. Stellen Sie sicher, dass Tools schnell und mit geringem Aufwand angepasst werden können. Zum Beispiel indem Funktionen via Konfiguration geändert werden können."
"Nachdem die Digitalisierung erfolgreich umgesetzt wurde, ist die größte Herausforderung, sie kontinuierlich anzupassen. Der digitale Prozess muss kontrolliert, hinterfragt und weiterentwickelt werden."
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Computer und Roboter viele Dienstleistungsjobs nicht ersetzen können. In der Altenpflege zum Beispiel können sie durchaus einige Aufgaben erfüllen – aber keine, bei denen wirklich Menschen angefasst werden müssen. Solche Überlegungen kann heute schon jeder junge Mensch bei der Wahl seines Berufs oder seines Ausbildungsgangs anstellen. Auch das wird für weniger Arbeitslosigkeit in der Zukunft sorgen.
Vier Erfolgsmuster für Unternehmen im digitalen Wandel
Niemand kann zuverlässig voraussagen, welche Entwicklung sich wie auswirkt. Wer schnell auf Unvorhergesehenes reagieren kann, ist erfolgreicher als andere.
Quelle: Studie "Produktive Disruptoren" der Personalberatung Russell Reynolds Associates
Information kann schnell und einfach geteilt werden. Etwas geheim zu halten ist dagegen schwierig.
Mit anderen im Dialog zu stehen, Kontakte bewusst auszubauen, auch ohne dass man immer weiß, welchen konkreten Nutzen sie bringen, schafft die Grundlage für Schneeballeffekte.
Mithilfe des Internets können Menschen ihr Wissen teilen und mehren – und somit altgediente Hierarchien und Systeme ergänzen oder gar überwinden.
Noch ein Wort zum internationalen Vergleich: In der Europäischen Union ist die Arbeitslosenrate derzeit mehr als doppelt so hoch wie in den USA. Das hat viele Gründe. Einer der wichtigsten ist aber, dass wir Amerikaner keine Arbeitsgesetze und von Gewerkschaften durchgesetzten Beschränkungen haben, die Unternehmer an der Einführung neuer Technologien hindern.
Für uns in den USA folgt daraus, dass der Arbeitsmarkt relativ frei bleiben muss, damit die Beschäftigten sich zu ihrem eigenen Vorteil an die neue Technologie anpassen können.