Präsidentenwahl in Kenia Opposition beharrt auf Wahlsieg ihres Kandidaten

Die Opposition in Kenia will ihren Kandidaten trotz verlorener Wahl zum Sieger erklären lassen, weil das Ergebnis gefälscht worden sei. Internationale Wahlbeobachter sehen aber keine Unregelmäßigkeiten.

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Nairobi Die Opposition in Kenia hat ungeachtet der offiziellen Ergebnisse am Donnerstag verlangt, dass ihr Kandidat Raila Odinga zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt wird. Nach dem vorläufigen Ergebnis wurde indes Staatschef Uhuru Kenyatta in seinem Amt bestätigt.

Oppositionskandidat Raila Odinga bekräftigte seinen Vorwurf, dass die offiziellen Ergebnisse gefälscht seien. Beweise dafür blieb er allerdings schuldig. Ein Vertreter der Wahlkommission bezeichnete die Darstellung der Opposition, nach der Odinga auf acht Millionen Stimmen gekommen sei, als lächerlich. „Wir glauben nicht, dass sie dafür vertrauenswürdige Daten haben“, sagte Abdi Yakub Guliye.

Musalia Mudavadi, ein ranghoher Vertreter der Opposition, erklärte vor Journalisten, Informationen von vertraulichen Quellen in der Wahlkommission zeigten, dass Odinga mit knapp 300.000 Stimmen Vorsprung gewonnen habe. Auch dafür gab es keine Beweise. Minuten später strömten in der Oppositionshochburg Kisumu Hunderte Odinga-Anhänger auf die Straßen und feierten den angeblichen Wahlsieg.

Odinga selbst sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die meisten der von den Wahllokalen auf die Internetseite der Wahlkommission hochgeladenen Ergebnisformulare seien Fälschungen. Sie seien von Agenten in einem Hotel in Nairobi ausgefüllt worden.

Internationale Beobachter konstatierten jedoch, dass die Abstimmung ohne Unregelmäßigkeiten abgelaufen sei. Es gebe keine Anzeichen für eine „zentralisierte oder lokal begrenzte Manipulation“, sagte die Leiterin der EU-Beobachtermission, Marietje Schaake, am Donnerstag in Nairobi zu Betrugsvorwürfen der Opposition.

Auch andere Beobachter wie der ehemalige südafrikanische Präsident Thabo Mbeki, der die Mission der Afrikanischen Union leitet, und der ehemalige US-Außenminister John Kerry sprachen von einem fairen Wahlverlauf.

Oppositionskandidat Odinga hatte bereits am Mittwoch gesagt, Hacker seien in das Computersystem der Wahlkommission eingedrungen. Das habe zu einem „massiven und umfassenden“ Wahlbetrug geführt. Der Leiter der Wahlkommission erklärte am Donnerstag, es habe zwar einen Hackerangriff gegeben. Dieser sei aber abgewehrt worden. Am Mittwoch hatte die Wahlkommission Berichte über einen Hackerangriff noch dementiert.

Nach Auszählung von 97 Prozent der Stimmen erhielt Odinga knapp 45 Prozent der Stimmen. Er lag damit deutlich hinter Amtsinhaber Kenyatta, der auf etwas mehr als 54 Prozent kam.

Sowohl in der Hauptstadt Nairobi als auch in der Oppositionshochburg Kisumu waren Proteste ausgebrochen. Die Polizei erschoss Augenzeugen zufolge mindestens drei Menschen. Demonstranten töteten demnach eine vierte Person. Die Vorkommnisse schürten Befürchtungen, dass es zu ähnlichen Ausschreitungen zwischen den Bevölkerungsgruppen wie bei der Präsidentenwahl 2007 kommen könnte. Damals kamen etwa 1200 Menschen ums Leben.

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