Doch Trump beharrt unbeirrt weiter, er könne gar kein Verlierer sein. Verwandele er doch selbst schlimme Rückschläge noch in Siege. Bei den potenziellen Wählern kommt das immer weniger an: 61 Prozent der Amerikaner sagen laut einer Bloomberg-Umfrage mittlerweile, von seiner Geschäftstüchtigkeit „weniger beeindruckt“ zu sein.
Trump ist schon allein deshalb verwundbar, weil er sein Geld längst nicht mehr maßgeblich als klassischer Bauunternehmer verdient. Er ist vor allem als geschickter Selbstvermarkter tätig. Viele seiner Gebäude, auf denen dick Trump steht, gehören ihm gar nicht, er erhält nur Tantiemen, um seinen – guten? – Namen auszustellen.
Doch wie gut wird der Name in Zukunft sein? Trumps Ausfälle gegen Migranten und Mexikaner („alles Vergewaltiger“) kosteten ihn Werbedeals und Aufträge quer durch die USA und sogar rund um den Globus. Und seit bekannt wurde, wie respektlos er über Frauen redet, scheint es gar kein Halten mehr zu geben. In den US-Medien häufen sich Berichte von Kunden, die Reisen in seine Golfresorts absagen. Oder Unternehmen, die ihren Reisebüros verbieten, für sie Zimmer in Trump-Hotels zu buchen. Laut der Onlinereiseagentur Hipmunk sind die Buchungen in diesen Herbergen im ersten Halbjahr 2016 um fast 60 Prozent eingebrochen. Sogar Trumps geschäftstüchtige Familienmitglieder müssen büßen. Kunden der Modelinie von Tochter Ivanka, so ist zu lesen, marschieren derzeit in US-Kaufhäuser, um die erworbenen Kleider und Schuhe wieder umzutauschen – mit der Begründung, die Familie finanziell nicht unterstützen zu wollen.
Wird er zum Verlierer?
Und dennoch: Auch wenn die Berichte überwiegend negativ sind, seine Marke hat durch die Omnipräsenz während des Wahlkampfs noch einmal deutlich an Bekanntheit gewonnen. Sollte Trump nicht Präsident werden, könnten seine Wähler anschließend doch zumindest zu Kunden werden? Unglücklicherweise gehören die allen Studien zufolge eher zu den sozialen Absteigern. Sie mögen vielleicht noch Trump-Sekt oder Steaks kaufen, kaum aber millionenteure Apartments oder kostspielige Golfmitgliedschaften.
Doch bliebe wohl ein Ausweg für Trump, der sich mit Fernsehauftritten und Twitter-Bombardements als eigene Medienmarke im Wahlkampf entpuppte. Schon heißt es, sein Schwiegersohn habe Gespräche mit Finanziers geführt, um gemeinsam einen Fernsehsender aufzubauen, in dem Trump präsent bleiben könne. Offiziell verneint er solche Pläne noch, aber das muss er vor der Wahl auch. Inoffiziell wäre durchaus auch eine Partnerschaft mit dem wegen eines Sex-Skandal gefeuerten Fox-News-Chef Roger Ailes denkbar.
Nur erwarten Analysten nicht, dass Trump so Milliarden scheffeln kann. Der Markt ist extrem umkämpft. Und bliebe er nur „TV-Gesicht“, fielen wohl eher Millionen ab als Milliarden – Peanuts für jenen Mann, der früher erbost in Redaktionen anrief, wenn diese ihn bloß als „Millionär“ titulierten.
Sollte sich der US-Wahlkampf nicht mehr massiv drehen, muss er sich wohl auf Einbußen einstellen. Am Trump Tower an der Fifth Avenue in New York, in dem der republikanische Hoffnungsträger in einem Triplex residiert, ist davon eine Vorahnung zu spüren. Vor dessen Eingang steht seit Tagen ein Cowboy, bekleidet nur mit Unterhose und Gitarre. Früher posierte der Mann am Times Square, nun hat er sich den Namen Trump auf seine Unterwäsche gemalt. Es bildet sich zuverlässig eine dichte Traube um ihn, Touristen und Besucher zücken ihre Handys, sie entrichten gerne einen Obulus für Bilder mit dem Cowboy. Die Geschäfte in der goldenen Arkade des Trump Tower liegen hingegen weitgehend verwaist. Andere Menschen, die mit seinem Namen Geschäfte machen – das würde Trump in seiner Welt ja wirklich zu einem Verlierer machen.