Prahlereien, Pleiten und Pannen Wer kauft Donald Trump noch etwas ab?

Aus dem ehemaligen Immobilienmogul Donald Trump ist längst eine Marke geworden. Doch die leidet – trotz steigender Bekanntheit durch seine Kandidatur.

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Quelle: Collage

Es war wenige Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl, Donald Trump hätte Wähler in Florida treffen können, dem so wichtigen US-Bundesstaat. Er hätte Reporter versammeln können, um ihnen zu zeigen, wie hart er um jede einzelne Stimme im Sonnenstaat kämpft.

Aber Trump hatte Besseres zu tun. Er lud die Berichterstatter in den Golfclub Doral bei Miami. Dessen Eigentümer: Donald Trump. Stolz präsentierte der Hausherr die edlen Säle und das akkurat gestutzte Grün, normalerweise begehbar nur gegen Mitgliedsbeiträge, die jedoch gerade für Trumps Kernwähler mit latenter Abstiegsangst unerschwinglich bleiben dürften.

Doch sein eigenes wirtschaftliches Wohlergehen war Trump an diesem Tag im Oktober wichtiger als die Gefühle seiner Wähler. Ihm ging es vor allem um eines: schöne Werbebilder für seinen Golfkomplex.

Diese Firmen fuhr Donald Trump gegen die Wand
CasinosNeben zahlreichen Gebäudekomplexen, besaß Trump einst auch Casinos. Unter dem Label „Trump Entertainment Resorts“ liefen drei Spielhäuser auf seinen Namen: Trump Taj Mahal, Trump Plaza und Trump Marina. 2014 meldete Trump Entertainments allerdings zum wiederholten Male Insolvenz an. Seiner Meinung nach ein gekonnter Schachzug: „Wir nutzen die Gesetze. Wir eröffnen ein Verfahren, wir verhandeln mit den Banken, wir machen einen fantastischen Deal“, sagte er 2011 in der ABC-Talkshow „This Week“. Die Investmentfirma des bekannten Großinvestors Carl Icahn kaufte "Trump Entertainment" im vergangenen Monat mitten im Wahlkampf und im laufendem Insolvenzplan auf. Er habe mit Casinos nichts zu tun, da stünde nur sein Name drauf, sagt der Milliardär Trump heute. Quelle: PR
HypothekenAuf die Idee von „Trump Mortgage“, zu deutsch Hypothek, kam der Geschäftsmann im Jahr 2006 - genau ein Jahr bevor die Immobilienblase in den USA platzte. Damals sagte er gegenüber dem Fernsehsender CNBC: „Ich denke, es ist eine großartige Zeit ein Hypotheken-Unternehmen aufzuziehen. Der Immobilienmarkt wird noch für eine lange Zeit sehr stark sein.“ Das scheint Trump allerdings vergessen zu haben. Er behauptete im Vorwahlkampf, er habe die Krise kommen sehen. Quelle: REUTERS
Fluglinie1989 kaufte Trump seine eigene Airline. Er baute die Fluggesellschaft zu einer Luxusvariante um und nannte sie „Trump Shuttle“. Die sollte Geschäftsleute zwischen New York, Boston und Washington hin- und herfliegen. Das Innere der Boeing 727 wurde nobel mit Ahorn-Täfelung und verchromten Sitzgurt-Schnallen ausgestattet, in den Toiletten wurden goldene Armaturen angebracht. Aber die Passagiere wollten lieber bessere Verbindungen. Als dann in Folge des Einmarsches irakischer Truppen in Kuwait der Ölpreis in die Höhe schnellte und der Nordosten der USA selber in eine Rezession schlitterte, war es vorbei. Trump Shuttle war überschuldet. Das Unternehmen wurde verkauft. Am Ende ging Trumps Flotte in US Airways auf. Quelle: AP
Brettspiel ums Geld1989 benannte Trump ein Brettspiel nach sich. Natürlich ging es im Stil von Monopoly darum, wer am Ende das meiste Geld hat. Kurz nach seiner Veröffentlichung wurde die Produktion des Spiels eingestellt. 2005 versuchte er es mit einer Neuauflage in Zusammenarbeit mit Parker Brothers. Aber auch diese Version war ein Flop. Quelle: AP
ReiseportalWenn man heute GoTrump.com eingibt, wird man automatisch auf die offizielle Wahlkampfseite von Donald Trump weitergeleitet. Wo jetzt zu Spenden aufgerufen wird, befand sich vor zehn Jahren noch eine Reisesuchmaschine. Ein Jahr später war die Seite offline. Quelle: Screenshot GoTrump.com
ZeitschriftHier ist Trump bei einem Cover-Shooting für das TIME-Magazin zu sehen, es gab allerdings auch Zeiten als Trump sein ganz eigenes Magazin herausbrachte. Das beschrieb er bei der Veröffentlichung 2007 folgendermaßen: „Trump Magazine wird die Leidenschaften seiner wohlhabenden Leserschaft reflektieren.“ Nur anderthalb Jahre später wurde das Magazin für „VIPS und sehr einflussreiche Menschen“ eingestellt. Quelle: REUTERS
Edel-SteaksEin Steak mit dem Namen Trump gebrandmarkt: Eigens für den Verkauf über die Händlermarke "Sharper Image" konnte man ab 2007 ganze 16 Steaks für bis zu 999 Dollar erwerben. Mittlerweile werden die Steaks nicht mehr frei für jedermann verkauft, dafür aber in jedem Gebäude serviert, das zum Trump-Imperium gehört. Für den Milliardär sind es "die besten Steaks der Welt.“ Quelle: AP

Das für einen Wahlkampf in der Endphase eher ungewöhnliche Prozedere wiederholte sich nur wenige Tage später. Da tauchte Trump mit Reportern im Schlepptau bei der Eröffnung seines neuen 212 Millionen Dollar teuren Luxushotels in Washington auf, wenige Schritte vom Weißen Haus entfernt.

Er prahlte, das Hotel habe weniger gekostet und sei früher fertig geworden als geplant. Trump klang wie sein eigener PR-Sprecher. Nur mit Mühe schaffte er den Dreh zu seinem aktuellen politischen Hauptjob: „Das ist ein Zeichen dafür, was wir als Land schaffen können“, rief er der Besuchermenge zu, ehe er das Hotel für eröffnet erklärte. Solche Auftritte zeigen, was für ein Spagat Trumps Präsidentschaftskandidatur eigentlich ist.

Trumps wirtschaftspolitische Pläne

Dabei handelt es sich um kein neues Phänomen. Es hat in den USA schon häufiger Geschäftsleute gegeben, die sich um hohe und höchste Ämter bewarben. Die Kennedys waren Unternehmer, manche sagen sogar Ganoven. Die Bushs hatten im Ölgeschäft Millionen verdient. Ross Perot, vielfacher Ölmilliardär, wollte gleich zweimal Präsident werden. Mike Bloomberg, einer der reichsten Menschen der Welt, regierte als Bürgermeister New York und dachte dieses Jahr ebenfalls über eine Kandidatur fürs Weiße Haus nach. Und selbst die Clintons avancierten spätestens nach ihrem Auszug aus dem Weißen Haus zu tüchtigen Geschäftsleuten in eigener Sache. Sie verdienten mit bezahlten Reden binnen eines Jahrzehnts über 200 Millionen Dollar.

Der Fall Trump liegt dennoch anders. Noch nie hat es einen Kandidaten in den USA gegeben, der so direkt und unverblümt zwischen wirtschaftlichen Interessen und neuer politischer Rolle hin und her wechselt. Und noch nie gab es einen mit solch schillernder geschäftlicher Vergangenheit. Trump war Baumogul, Golfplatz-Guru, Casinobetreiber, Vertreiber von Wodka, Krawatten, Steaks oder Gesellschaftsspielen. Zuletzt wirkte er als Star einer Reality-TV-Show, in der er erfolgshungrige Businessaspiranten nach Belieben feuerte. Dieser Geschäftssinn endet auch nicht mit dem Wahlkampf. Seine vielen Privatjetflüge etwa stellte Trump dem eigenen Unternehmen in Rechnung – verdiente also noch beim Buhlen um Wähler. Und zwar mit System.

Trump ist in Washington angekommen
Trump International Hotel Quelle: AP
Trump International Hotel Quelle: dpa
Trump International Hotel Quelle: AP
Trump International Hotel Quelle: AP
Trump International Hotel Quelle: AP
Trump International Hotel Quelle: dpa

Kein guter Name mehr

Trump hat seine politischen Ambitionen stets damit begründet, ein höchsterfolgreicher Geschäftsmann zu sein. Wird er das auch bleiben, sollte er diesen Wahlkampf krachend verlieren?

Schließlich hat Trump seiner Marke einiges zugemutet. US-Journalisten haben in den vergangenen Monaten genüsslich ausgegraben, wie er in einem einzigen Geschäftsjahr einen Verlust von fast einer Milliarde Dollar anhäufte. Sie haben aufgelistet, wie viele seiner Unternehmungen Schiffbruch erlitten – und dass einmal sogar Trumps Vater Jetons in einem seiner Casinos kaufen musste, um den Sohnemann vor dem drohenden Bankrott zu retten. Trump wurde sogar vorgerechnet, er könne doppelt so viel Geld haben wie jetzt, hätte er es konservativ in einem Investmentfonds angelegt, statt sich immer wieder als Geschäftsmann zu versuchen.

Trumps Geschäftstüchtigkeit: „weniger beeindruckt“

Doch Trump beharrt unbeirrt weiter, er könne gar kein Verlierer sein. Verwandele er doch selbst schlimme Rückschläge noch in Siege. Bei den potenziellen Wählern kommt das immer weniger an: 61 Prozent der Amerikaner sagen laut einer Bloomberg-Umfrage mittlerweile, von seiner Geschäftstüchtigkeit „weniger beeindruckt“ zu sein.

Trump ist schon allein deshalb verwundbar, weil er sein Geld längst nicht mehr maßgeblich als klassischer Bauunternehmer verdient. Er ist vor allem als geschickter Selbstvermarkter tätig. Viele seiner Gebäude, auf denen dick Trump steht, gehören ihm gar nicht, er erhält nur Tantiemen, um seinen – guten? – Namen auszustellen.

Die wichtigsten Stationen im Leben des Donald Trump
1946Geboren am 14. Juni als viertes von fünf Kindern von Mary und Frederick C. Trump (links): Donald Trump ist der Sohn deutscher Einwanderer und erfolgreicher Immobilienunternehmer. Quelle: AP
1959-1964Schüler der New York Military Academy. Quelle: AP
1964-1966Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Fordham University in New York.1966-1968 Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Wharton Business School in Philadelphia (im Bild). Quelle: Wharton School
1968Eintritt ins Familienunternehmen "Elizabeth Trump & Son", Bauträger und Immobilien.1971 Übernahme des Unternehmens vom Vater. Quelle: AP
ab 1974Investitionen in Hotels, Casinos und Luxus-Apartment-Gebäude; Rechte an Miss-Wahlen, mehrere Biografien, eigene Möbel- und Modemarken. Quelle: AP
1977Hochzeit mit dem Model Ivana Marie Zelnickova und Geburt von Sohn Donald Jr. (im Bild). Quelle: AP
1981Geburt von Tochter Ivanka. Quelle: AP

Doch wie gut wird der Name in Zukunft sein? Trumps Ausfälle gegen Migranten und Mexikaner („alles Vergewaltiger“) kosteten ihn Werbedeals und Aufträge quer durch die USA und sogar rund um den Globus. Und seit bekannt wurde, wie respektlos er über Frauen redet, scheint es gar kein Halten mehr zu geben. In den US-Medien häufen sich Berichte von Kunden, die Reisen in seine Golfresorts absagen. Oder Unternehmen, die ihren Reisebüros verbieten, für sie Zimmer in Trump-Hotels zu buchen. Laut der Onlinereiseagentur Hipmunk sind die Buchungen in diesen Herbergen im ersten Halbjahr 2016 um fast 60 Prozent eingebrochen. Sogar Trumps geschäftstüchtige Familienmitglieder müssen büßen. Kunden der Modelinie von Tochter Ivanka, so ist zu lesen, marschieren derzeit in US-Kaufhäuser, um die erworbenen Kleider und Schuhe wieder umzutauschen – mit der Begründung, die Familie finanziell nicht unterstützen zu wollen.

Kasino-Pleite kostet Carl Icahn Millionen
Das Kasinohotel „Trump Taj Mahal“ in Atlantic City hat am 10. Oktober endgültig seine Pforten geschlossen. Quelle: AP
Trump Taj Mahal Quelle: AP
Trump-Gedenkstein vor dem Eingang Quelle: AP
Hedgefonds-Manager Carl Icahn Quelle: REUTERS
Streikende Mitarbeiter Quelle: AP
Eingang des Taj Mahal Quelle: AP
Trump Taj Mahal Casino in Atlantic City Quelle: AP

Wird er zum Verlierer?

Und dennoch: Auch wenn die Berichte überwiegend negativ sind, seine Marke hat durch die Omnipräsenz während des Wahlkampfs noch einmal deutlich an Bekanntheit gewonnen. Sollte Trump nicht Präsident werden, könnten seine Wähler anschließend doch zumindest zu Kunden werden? Unglücklicherweise gehören die allen Studien zufolge eher zu den sozialen Absteigern. Sie mögen vielleicht noch Trump-Sekt oder Steaks kaufen, kaum aber millionenteure Apartments oder kostspielige Golfmitgliedschaften.

Doch bliebe wohl ein Ausweg für Trump, der sich mit Fernsehauftritten und Twitter-Bombardements als eigene Medienmarke im Wahlkampf entpuppte. Schon heißt es, sein Schwiegersohn habe Gespräche mit Finanziers geführt, um gemeinsam einen Fernsehsender aufzubauen, in dem Trump präsent bleiben könne. Offiziell verneint er solche Pläne noch, aber das muss er vor der Wahl auch. Inoffiziell wäre durchaus auch eine Partnerschaft mit dem wegen eines Sex-Skandal gefeuerten Fox-News-Chef Roger Ailes denkbar.

Das ist der Trump-Clan
Der 45. Präsident der USA heißt Donald Trump, die First Lady Melania. Für den Wahlsieger spielte seine Familie eine wichtige Rolle im Wahlkampf – und tut es auch während der Präsidentschaft noch. Denn Donald Trump misstraut den meisten politischen Beratern. Nur seine engsten Angehörigen dürfen ihm die Meinung sagen und Ratschläge geben. Quelle: REUTERS
Ivanka Trump Quelle: AP
Donald Trump Jr Quelle: AP
Tiffany Trump Quelle: REUTERS
Tiffany Trump Quelle: REUTERS
Eric Trump Quelle: AP
Seine Ehefrau Lara Yunaska stand ihm bei jeder Wahlkampfveranstaltung seines Vaters zur Seite. Eric ist der Sohn von Ivana Trump, Trumps erster Ehefrau. Im Jahr 2012 wurde Eric vom „Forbes“-Magazin zu einem der Top 30-Immobiliengurus gekürt. Er leitet gemeinsam mit seinen Geschwistern das Trump Imperium und ist Gründer. Quelle: REUTERS

Nur erwarten Analysten nicht, dass Trump so Milliarden scheffeln kann. Der Markt ist extrem umkämpft. Und bliebe er nur „TV-Gesicht“, fielen wohl eher Millionen ab als Milliarden – Peanuts für jenen Mann, der früher erbost in Redaktionen anrief, wenn diese ihn bloß als „Millionär“ titulierten.

Sollte sich der US-Wahlkampf nicht mehr massiv drehen, muss er sich wohl auf Einbußen einstellen. Am Trump Tower an der Fifth Avenue in New York, in dem der republikanische Hoffnungsträger in einem Triplex residiert, ist davon eine Vorahnung zu spüren. Vor dessen Eingang steht seit Tagen ein Cowboy, bekleidet nur mit Unterhose und Gitarre. Früher posierte der Mann am Times Square, nun hat er sich den Namen Trump auf seine Unterwäsche gemalt. Es bildet sich zuverlässig eine dichte Traube um ihn, Touristen und Besucher zücken ihre Handys, sie entrichten gerne einen Obulus für Bilder mit dem Cowboy. Die Geschäfte in der goldenen Arkade des Trump Tower liegen hingegen weitgehend verwaist. Andere Menschen, die mit seinem Namen Geschäfte machen – das würde Trump in seiner Welt ja wirklich zu einem Verlierer machen.

Hillary Clinton hat beim ersten Auftritt nach der Wahlniederlage Fassung gewahrt. Sie bedankte sich beim amerikanischen Volk dafür, dass sie Kandidatin sein durfte - und bot Wahlsieger Donald Trump Zusammenarbeit an.
von Silke Fredrich, Nora Jakob, Katharina Matheis, Nico Hornig, Jana Reiblein
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